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Geschichte der Geowissenschaften: Allgemeine Geologie

Burmeister (1851): Erosion an der Küste von Helgoland

Historische Arbeiten

W. Griem, 2020

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Aus: H. Burmeister  - "Die Küste von Helgoland "; Abbildung 2, Seite 32. Original-Größe der Abbildung: 10 cm zu 8 cm.

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Weitere Informationen:
Autoren der historischen Arbeiten

Burmeister, H. (1851): Geschichte der Schöpfung. - 608 Seiten, 228 Abbildungen, vierte Auflage (1851); Verlag Otto Wigand; Leipzig.
[Sammlung: W. Griem]

Die Abbildungen wurden mit einem HP Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der Grau­stufen­verbesserung, Elimination von Flecken sowie Ver­besserung der Schärfe wurden bei der Bild­bear­bei­tung angewandt (W. Griem 2020).

Die Texte wurden mit einer Pentax Kr-3 II digi­talisiert und später mit ABBYY (v.14) ver­arbeitet und zur OCR vor­bereitet. Fraktur­schriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in ASCII umge­wandelt; "normale" Schrift­arten mit ABBYY Fine Reader Version 14.
Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teil­weise ange­passt, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen ein­gefügt (W. Griem, 2020).

Erosion des Ozeans: Beispiel Helgoland, Burmeister, 1851

Informative Übersicht

Hermann Burmeister beschreibt die marine Erosion im Allgemeinen und die Bildung von Felstoren oder Erosionsresten im Besonderen. Es werden die allgemeinen Faktoren der Erosion genannt: Härte (Verwitterungs-Widerstand) des Gesteins, Gesteinsart und dessen Neigung. Er erklärt auch, dass der eigene Gesteinsschutt,  den dahinter liegenden Fels schützt.
Im speziellen Fall der Felstorbildung auf der Insel Helgoland - Burmeister unterstützt die These, dass die Neigung der Schichten ein wichtiger Faktor darstellt, dass die Köpfe, die den Wellen ausgesetzten Sektoren sehr widerstandsfähig sein können - aber die weicheren Schichten auf der unteren Ebene der Welleneine gute Angriffsfläche bieten und so auch schnell die Gesteinsstrukturen zerstört werden. So kann unter Umständen ein Felsentor zurückbleiben. Heute sieht die Situation an der Küste von Helgoland ziemlich unterschiedlich aus.

Original Text:
Ein wohlbekanntes Beispiel der letzteren Art liefert Helgoland an seiner südwestlichen Küste, die uns der Holzschnitt zeigt; indem das hohe, steile, zackige Ufer aus landwärts einfallenden roten feinsandigen Tonmergelschichten und zwischengelagerten dünneren , sehr feinen Sandsteinen besteht, deren abgerissenen Köpfe dem spiele der Wogen sich preis geben.
Von Ihnen mannigfaltig zertrümmert hält sich der Uferrand in größter Höhe gerade an der äußersten Kante, während die in das Meer vorspringenden Zacken gratartig erniedrigt und von den Seiten her durchbrochen werden; Große Tore, gleich dem dargestelltem Mörmers-Gat, bildent, vor uns in denen die Zahlreichen Trümmer umherliegen, woraus beim Durchbruche des Felsens die abgelösten Blöcke bestanden.

Text aus Burmeister, 1851: Küstenerosion
p.29 -32

[vorheriger Textabschnitt]
Nicht minderbedeutend, wenngleich ebenso örtlich, sind die Veränderungen, welche das Meer an den Küsten des Festlandes hervorbringt. Im Allgemeinen hat dasselbe ähnliche Einwirkungen wie fließendes Wasser, teils weil es, wie wir bereits gesehen haben, in der Nähe aller Küsten eine beständige Strömung besitzt, teils weil die regelmäßig wiederkehrende Ebbe und Flut es mit Ausnahme einiger Binnenmeere, z. B. der Ostsee und des Schwarzen Meeres, in Bewegung erhält; teils endlich weil es vom Winde getrieben und in vielfache, oft sehr bedeutende Aufregungen versetzt wird. Bei allen diesen Bewegungen treibt es gegen die Küsten und bewirkt daselbst ein mehr oder minder gewaltsames, unter dem Namen Brandung bekanntes Anprallen, dem auch die härtesten Gesteine nach und nach teilweise unterliegen. Sie ist die Ursache, warum man dem Meere, ganz wie den Flüssen, im Allgemeinen eine die Ufer zerstörende Einwirkung beilegen und ihm einen um so größeren Einfluß auf die Gestaltung derselben zuschreiben muß, je weicher das Erdreich ist, aus dem sie bestehen. — Wir sehen auf solche Weise das Meer nach und nach Landzungen in Inseln verwandeln, die letzteren verkleinern oder sie endlich ganz zerstören; ein Schicksal, welches nach den bisherigen Untersuchungen über ihre einstmalige Ausdehnung, z. B. der kleinen Insel Helgoland an der Mündung der Elbe bevorsteht, wenn es auch erst spät, nach Verlauf von Jahrtausenden, wirklich bei ihr eintreten mag. Bisweilen stürzt es sich unter heftigen Stürmen in kleine Buchten des Ufers und höhlt dieselben aus, daß sie zu Meerbusen sich gestalten. Wir haben in unsrem Vaterlande mehrere beglaubigte Beispiele der Art aus historischer Zeit ; eins der jüngsten war die Bildung des Dollarts neben der Emsmündung, welcher vom Jahre 1277 bis zum Jahre 1539 nach und nach vom Meere ausgehöhlt wurde; früher (1218) entstand die ganz ähnlich gebildete, aber viel größere Jade neben der Wesermündung, und um dieselbe Zeit (von 1219 bis 1282) die Verbindung des vormals geschlossenen Zuidersees mit dem Meere. Noch kämpfen mit den Wogen die zahlreichen kleinen Düneninseln, welche sich an der Westküste Schleswigs von Jütland bis nach Holstein herabziehen; manche sind schon von ihnen zerstört worden, und alle gehen, gleich Helgoland, einem späteren Untergänge entgegen. Auch die ähnlich gelegenen Küsteninseln Hollands und Ost Frieslands ändern ihren Umfang fast jährlich.

An den bezeichneten Stellen findet das Meer nur flache sandige Ufer, von denen es leicht Teile hinwegspült, selbst wenn ihre Ränder sich zu natürlichen Sanddämmen, welche die herrschenden Seewinde aufgeschüttet haben, sogenannten Dünen (vergl. S. 14) erheben. Diese Sanddünen sind eine fast allgemeine Eigenheit aller nordwestwärts gewendeten Küsten Deutschlands, wie Hollands; sie setzen allerdings dem unmittelbaren Australien der Wogen einen gewissen Damm entgegen, sind indes zu schwach, um allen Übergriffen der See zu widerstehen. Sie werden vielmehr von den sturmbewegten Wellen teils durchbrochen und die hinter ihnen liegenden flachen Uferstrecken haffartig ausgehöhlt (S. 15), teils ganz abgespielt, oder von den Seewinden weit ins Land hineingeweht, geben dadurch Veranlassung zu einer fortschreitenden Versandung des Bodens, und schaden auf solche Weise mehr, als sie etwa nützen durch das Brechen der Brandung. Dagegen scheinen höher aufsteigende Ufer, besonders wenn sie aus festen Gesteinen bestehen, weniger Nachgiebigkeit als diese flachen Küsten zu besitzen. Allerdings ist es dem Meere in der Regel nicht vergönnt, sie zu überfluten oder Schichten von ihnen abzuspülen, aber es wirkt dennoch zerstörend auch an ihnen. Bestehen diese Küsten aus kristallinischen oder derben Gesteinen, so wird die Zerklüftung der Substanz Ursache von Zertrümmerungen, welche das Meer unterstützt, indem es die losgetrennten Stücke wegführt und neue Flächen der Verwitterung aussetzt. Indes fallen die abgebrochenen Trümmer vor der steilen Wand nieder, mehren sich mit der Zeit und bilden eine Art Damm, der die Gewalt der Wogen bricht und das fernere Ablösen hindert. Dadurch sind harte Felswände gewöhnlich den fortdauernden Veränderungen des Meeres unter ihnen entrissen. Besteht aber das Ufer aus erdigen oder geschichteten Massen, so ist die Einwirkung des Meeres bald bedeutender. Bei den geschichteten kommt es sehr auf die Neigung der Schichtungsflächen gegen das Meer an, wenn man die Einwirkung des letzteren auf sie bestimmen will, und es zeigt sich bei näherer Untersuchung bald, daß Schichtungsebenen, welche mit ihrer Neigung sich ins Meer senken, viel eher vom Meere werden zerstört werden, als solche, die vom Meere abwärts in die Richtung des Landes Unfällen. Leicht kann ja das Wasser in einer Schichtungsebene aufwärts Vordringen, und wenn es zurückfließt, einen Teil der zerstörten Schichtenmasse mit sich fortnehmen, wodurch es die darüber befindlichen Schichten lösen und ihr Herabgleiten bedingen muß; im entgegengesetzten Falle ist ein Abgleiten der oberen Schichten unmöglich, vielmehr nur ein mechanisches Abspülen der freien Ränder denkbar. Ein wohlbekanntes Beispiel der letzteren Art liefert Helgoland an seiner südwestlichen Küste, die uns der Holzschnitt zeigt; indem das hohe, steile, zackige Ufer aus landwärts entfallenden, roten, feinsandigen Tonmergelschichten und zwischengelagerten, dünneren, sehr feinen weißen Sandsteinen besteht, deren abgerissene Köpfe dem Spiele der Wogen sich Preis geben [*14].

Von ihnen mannigfach zertrümmert hält sich der Uferrand in größter Höhe gerade an der äußersten Kante, während die in das Meer vorspringenden Zacken gratartig erniedrigt und von den Seiten her durchbrochen wurden; große Tore, gleich dem dargestellten Mörmers-Gat, bildend, vor und in denen dir zahlreichen Trümmer umherliegen, woraus beim Durchbruche des Felsens die abgelösten Blöcke bestanden. —

Noch leichter als Helgolands Sandstein- und Mergelschichten geben erdige Ufer nach, namentlich die Kreideküsten, welche an den ostwärts gewendeten Seiten Englands, der dänischen Inseln und Rügens Vorkommen.

Hier spült das Meer einen Teil der Masse am Grunde fort, und alsbald fällt das senkrecht darüber stehende Erdreich, da es seine Stütze verloren hat, herunter; es wird nun weiter fortgeführt von den Wogen, der Grund des Ufers wieder entblößt, und der alte Hergang wiederholt sich aufs Neue. Indes pflegen die weicheren erdigen Küsten der jüngsten tertiären Formationen oft Blöcke härterer Gesteine zu enthalten, welche besonders in den oberflächlichen Schutt- und Mergellagen sich befinden. Auch diese Blöcke fallen natürlich mit hinunter, sind aber zu groß, um vom Meere bewegt werden zu können, und zu fest, um sich auflösen zu lassen; sie bleiben mithin liegen und bilden im Laufe der Zeiten einen Damm vor dem Ufer, der die dahinter gelegenen weicheren Massen vor dem Abspülen schützt, und höchstens nur dem Abwaschen fallenden Regens, oder dem Verwitterungs- Vermögen der Substanzen selbst ist es fortan noch verstattet, an diesen Küstenländern zu nagen und sie zu verändern.

Ende - p.32

Kompletter Text im Download-Zentrum "Burmeister"

[*14]: Man vergleiche die interessante Schilderung von 0. Volger, über die geognost. Verdältn. von Helgoland, Lüneburg, Segeberg etc. Braunschw. 1846. 4. S. 19ff.

 

Literatur:

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Publiziert: 2.12.2017; Aktualisiert: 2.12.2017, 26.8.2018, 6.9.2020
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