Historische Arbeiten
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Krümmel, 1886: Geoide - Kontinentalwelle
Krümmel (1886) veröffentlichte eine Begründung für die gravimetrischen Anomalien im Ozean und nennt die Wichtigkeit dieser Erkenntnis, um möglicherweise Tiefenmessungen auf dem gravimetrischem Prinzip vornehmen zu können.
Nach Gauss und anderen Wissenschaftlern war klar, dass die wirkliche Form der Erde schwer zu erfassen ist. Um 1870 wurde klar, dass die Erde auf Grund ihrer etwas unförmigen Gestalt einige gravimetrische Anomalien aufweist.
Es sollte erwähnt werden, dass um 1870 das Innere der Erde noch gänzlich unbekannt waren, auch Prozesse wie Subduktion oder den Aufbau der Ozeankruste kannte man nicht.
Die erste Berechnung eines Geoides gelang 1886.
Heute ist die Wissenschaft sehr viel weiter: Gravimeter haben die Pendel ersetzt, die gewonnen Daten sind viel exakter, kein Vergleich mit 1880.
Heutzutage kennt man einige ozeanische Schwere-Anomalien, mit dem heute zumeist angewandtem Geoide können unterschiede bis zu 190 Metern im Meeresspiegelnivel auftreten, es werden Anomalien in den Gesteinen der Erdkruste, Asthenosphäre und vieleicht im Erdmantel genannt.
Krümmel führt den Begriff "Kontinentalwelle"
in die Wissenschaft ein, ein Phänomen, welches die Masse der Kontinente
Auswirkungen auf die Höhe des Meeresspiegel beschreibt.
Siehe Tiefenlotung durch Gravitation - Siemens
Originaltext in Deutsch,
Krümmel (1886):
p. 27-32
Krümmel: Die Meerestiefen [p. 27-32]
Kapitel 2
Die Meerestiefen
Wir haben bereits im vorigen einen plausiblen Wert für das Areal der
Meeres Räume gefunden wollen wir nunmehr das Volumen und die Masse
derselben bestimmen so müssen wir uns zuvor über die Tiefe des Meeres
orientieren.
1. Das Meeresniveau
Die Tiefenmessung können immer nur von der Oberfläche des Meeres aus
vorgenommen werden diese Oberfläche das Meeresniveau ist nun aber
keineswegs eine regelmäßige und einfache Erscheinung. Früher hat man
solches wohl vorausgesetzt, indes mit Unrecht.
Wäre kein Land vorhanden so würde das Meer in seiner Oberfläche die
ungetrübte Form eines um seine Achse rotieren des Himmelskörpers
darbieten: Der Querschnitt desselben würde keinen Kreis sondern eine
Ellipse vorstellen, deren kleiner Durchmesser durch die Rotationsachse
von Pol zu Pol gegeben ist. Es würden also nicht alle Punkte diese
Oberfläche gleich weit vom Mittelpunkt dieses aus Wasser bestehen den
Planeten entfernt sein; sondern immer nur die unter derselben
geographischen Breite gelegenen. Dagegen würden alle Punkte im Äquator
weiter vom Erdmittelpunkt abliegen als die Punkte jeder anderen
Breitenlage das sind alles selbstverständliche Folgerung.
Denken wir uns nun Kontinente in diese Wasserdecke eingeschaltet so wird
dadurch in der Oberfläche des Meeres eine größere Veränderung bewirkt.
Alle Körper ziehen aneinander an und zwar im richtigen Verhältnis zu
ihrer Masse. Das Land ist zweieinhalb mal schwerer als das Wasser wird
also wenn gleich Volumen ja aneinander gegenüberstehen das Wasser 2,5
Mal stärker anziehen als es selber von diesen angezogen wird. Das wird
nun auch bei den Kontinenten der Fall sein. Jede Flüssigkeit stellt sich
in ihrer Oberfläche in ein Niveau ein, welches dann auf sie einwirkenden
Kräften entspricht und zwar so, dass dieses Niveau immer senkrecht zu
einem darüber aufgehängt Lot verläuft. Währen keine
Kontinente vorhanden, so würde das Niveau des Meeres sich nur noch der
Schwerkraft und der Zentrifugalkraft richten. Ein aufgehängtes Lot würde
also in unseren Breiten durch die Zentrifugalkraft von der Richtung nach
dem Erdmittelpunkt ab und nach außen gezogen scheinen, was eben dann
zur Folge hat, dass die Meeresoberfläche die Form eines
Rotationsellipsoids annimmt.
Treten aber Kontinental Massen zwischen
der Meeresfläche auf so ziehen auch sie das Lot ihrerseits an wie es in
beistehender Zeichnung angedeutet ist. Die Meeresoberfläche stellt sich
aber wieder senkrecht gegen das Lot ein wäre der anziehende Kontinent C
nicht vorhanden, so wäre M - M´ die Niveaufläche des Meeres; durch den
Kontinent erhält das Meer aber die neue Niveaufläche N – N´ so dass das
Meer in unserer schematischen Zeichnung an der Küste um das Stück N´- M´
- tiefer wird. Diese Erscheinung wird nun ringsum die Kontinente herum
auftreten und zwar umso ausgiebiger je flacher das Meer oder je
massenhafter und höher der Kontinent ist.
Bei großer Abwechslung und
Mannigfaltigkeit in der Beschaffenheit der Festländischen Küstengebiete
ist nur nicht zu verwundern, dass durch das Meeresniveau durch das
Auftreten dieser sogen im Kontinental-Welle ein sehr komplizierte und
regelmäßige und unregelmäßige Fläche wird, die im allgemeinen an der
Küste weiter vom Erdmittelpunkt entfernt ist als im Freien offenen
Ozean. Nirgends aber wird diese neue Niveaufläche eine nach außen hin
konkave vielmehr sie bleibt sie unter allen Umständen eine konvexe die
das Zentrum ihrer Krümmung in der Nähe des Erdmittelpunktes liegen hat.
Dass dieser Effekt der Anziehung des Meeres durch die Festländer
keineswegs zu vernachlässigen ist haben neuere Berechnung ergeben. F.
Bruns hat unter der vereinfachten Annahme dass ein schematischer
Kontinent von Pol zu Pol zwischen zwei um 45° voneinander abstehenden
Meridianen sich erstrecken und eine mittlere Größe von 300 m neben einem
durchschnittlich 3000 Meter tiefen Ozean besitzen soll diese Niveau
Abweichung zu 550m gefunden wenn man die tiefste Einsenkung der
Niveaufläche über dem Meer der höchsten Anschwellung derselben im
Inneren des dieses Kontinentes unter dem Äquator vergleicht.
Tatsächlich
besitzen wir in den dem Sekundenpendel ein Instrument welches diese
Abweichung direkt zur Anschauung bringt. Da nämlich das frei schwingende
Pendel durch die Schwerkraft, das heißt die vom Erdmittelpunkt
ausgehende Anziehung in Bewegung gesetzt wird diese Kraft aber sehr
schnell abnehmen nimmt mit der Entfernung vom Erd-Zentrum so werden
gleich lange Pendel nur dann wenn sie im gleichen Abstand von diesem
Zentrum aufgehängt sind die gleiche Zahl von Schwingungen 24 Stunden
vollenden können. Werden sie in größeren Abstand davon aufgehängt, so
werden sie weniger, werden sie in kürzerer Entfernung aufgehängt, so
werden Sie mehr Schwingungen in der gleichen Zeit zurücklegen.
Denken
wir uns nun einen Erdkörper dessen Größe wir dadurch ausdrücken dass wir
ihm mit einer Kugel von 6370 km Radius gleiches Volumen geben der aber
dabei die Gestalt eines Umdrehungs-Ellipsoids besitzt in welchem der
Abstand des Poles vom Erdzentrum um 1/ 289 kleiner ist als der Abstand
des Äquators von diesem Zentrum, so ist es nicht schwer für alle
beliebigen geographischen Breiten die Länge eines Pendels zu berechnen
das genau in 24 Stunden 86.400 Schwingungen, also in jeder Sekunde eine
vollendet das ist das Sekundenpendel.
Als man nun aber Pendel von der
berechneten Länge in der verschiedenen Regionen der Erde schwingen lies,
was durch die großen Expedition von Edward Sabine, Henry Foster Louis de Freyeinet, Duperrey, Lüdtke und anderen ausgeführt wurde, er gab sich
ganz allgemein, dass das Sekundenpendel an den Küstenorten zu wenig auf
der ozeanischen Insel aber zu viel Schwingung in 24 Stunden vollendete.
Damit war der Beweis für das Vorhandensein einer Kontinental-Welle
geliefert.
Die Beträge und welche das wirkliche Meeresniveau von der dem
berechneten normalen Niveau abweicht kann man sehr angenähert in Metern
erhalten wenn man die Differenz der Schwingungszahl mit 119
multipliziert. So hat Lüdtke auf der Bonin Inseln südöstlich von Japan im
Nordpazifischen Ozean liegen in 24 Stunden 11,83 Schwingungen mehr
beobachtet als normal sein würde für die dortige geographische Breite.
Daraus berechnet man eine Depression des Meeresspiegel an der an jener
Stelle um 1400 Meter, Lifting nach einer genaueren Methode von 1310 m
unter dem Niveau des normalen Ellipsoids ist diese ist freilich die
extremste Abweichung vom normalen Niveau die man gegenwärtig kennt.
Ozeanische Inseln Inseln zeigen etwa 2/3 dieses Betrages, wie Santa
Elena bei welchem der Meeresspiegel 850 unter dem normalen Niveau liegt.
An den Küsten haben wir dagegen dem Meeresspiegel über
dem Normal-Niveau:
- an der Mündung des Amazonas Flusses + 570 m
- bei Madras am Bengalischen Golf + 450m
- bei London + 120 m
So stellt sich das Meeresniveau als eine mächtig durch die eingelagerten
Festland deformierte Fläche dar.
Diese denken die Geodäten sich unter den Kontinenten hindurch
fortgesetzt und den so umgrenzten idealen Erdkörper nennen sie nach
Listings [Johann Benedict Listing, 1871] Vorgang das Geoid. Auf diese Grundfläche also beziehen sich
alle Höhenmessung auf dem Lande wie alle Tiefenmessung auf dem Meere.
Aus: Krümmel (1886: Der
Ozean.
De: Krümmel (1886): Der Ozean
Krümmel (1886): Der Ozean, Eine Einführung in die allgemeine Meereskunde. - 242 Seiten, 77 Abbildungen; G. Freytag, Leipzig. Eine Einführung in die allgemeine Meereskunde. [Sammlung W. Griem]
Die Abbildungen wurden mit einem HP
Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo
Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der
Graustufenverbesserung, Elimination von Flecken sowie Verbesserung der
Schärfe wurden bei der Bildbearbeitung angewandt (W. Griem 2020).
Die Texte wurden mit einer Pentax
Kr-3 II digitalisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur
OCR vorbereitet. Frakturschriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in
ASCII umgewandelt; "normale" Schriftarten mit ABBYY Fine Reader Version
14.
Die Texte wurden den heutigen Rechtschreibregeln teilweise angepasst, es
wurden erläuternde und orientierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).
Text aus dem Buch die Ozeane von Krümmel, 1886: Eine Herausforderung für OCR Anwendungen.
Geschichte der Geowissenschaften
Allgemeine Geologie
Ozeane und Kontinente
►
Oberfläche des Ozeans (Krümmel, 1886)
Karte Süd-Atlantik (Krümmel, 1886)
Geotektonisches Modell (KAYSER, 1912)
Verteilung Erdbeben (Montessus de Ballore)
Polwanderungen (Walther 1908)
Theorie der Kontraktion
Theorie der Kontraktion (Credner, 1891)
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