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Geschichte der Geowissenschaften: Allgemeine Geologie

CREDNER (1891): Kalkstein

Historische Arbeiten

W. Griem, 2020

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Caliza de Credner, 1891

Körniger Kalkstein, Credner, 1891


Gyroporellen caliza

Gyroporellenkalk - Credner, 1891



Die von Credner, 1891 publizierten Definitionen der Kalksteine gelten im großen und ganzen noch heute. Nur das in damaliger Zeit noch der Marmor hier in der Gruppe beschrieben wurde. Heute wird er natürlich als metamorphes Gestein behandelt. Zur Zeit von Credner war die Unterscheidung von sparitischem Kalkstein zu Marmor noch nicht so klar. 

Die Begriffe Ur-Gneis und Kristalline Schiefer beziehen sich zumeist auf das Europäische Basement, metamorphe Gesteine des Silurs und älter.

CREDNER, H. (1891): Elemente der Geo­logie. - 796 Seiten, 579 Abbil­dungen; Verlag von Wil­helm Engel­mann, Leipzig.
[Samm­lung W. Griem]

Die Abbildungen wurden mit einem HP Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der Grau­stufen­verbesserung, Elimination von Flecken sowie Ver­besserung der Schärfe wurden bei der Bild­bear­bei­tung angewandt (W. Griem 2020).

Die Texte wurden mit einer Pentax Kr-3 II digi­talisiert und später mit ABBYY (v.14) ver­arbeitet und zur OCR vor­bereitet. Fraktur­schriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in ASCII umge­wandelt; "normale" Schrift­arten mit ABBYY Fine Reader Version 14.
Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teil­weise ange­passt, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen ein­gefügt (W.Griem, 2020).


Credner, 1891: Kalkstein
Seite 40

Originaltext in Deutsch, Credner (1891):
p. 40

6. Kalkstein.

Der Kalkstein ist wesentlich ein Aggregat von Kalkspat - Individuen, seinem Normalbestande nach wesentlich Calciumkarbonat. Seine reinen Varietäten lösen sich unter lebhaften aufbrausen in Säuren vollständig. Sehr häufig wird ein Teil der Kalkerde durch Magnesia, Eisenoxydul oder Manganoxydul vertreten, und ebenso gewöhnlich erscheint die Kalkmasse verunreinigt durch Kieselsäure, Thon, Graphit und bituminöse Substanzen. Die Farbe des reinen Kalksteines ist weiß, infolge seiner Beimengungen nimmt er jedoch graue, gelbliche, bräunliche und schwärzliche Färbungen an oder ist farbig gefleckt, geflammt, gestreift oder marmoriert. Nach seinen Strukturverhältnissen unterscheidet man folgende Varietäten: 

a) körnigen Kalkstein, Marmor, ein grobkörniges bis zuckerig-feinkörniges Aggregat von polysynthetisch verzwillingten Kalkspatindividuen, welche nach allen Richtungen durch einander verwachsen sind (Fig. 4 6). Gewöhnlich ist der körnige Kalk weiß und an den Kanten durchscheinend oder hellgrau, hellgelb oder hellrötlich, einfarbig oder marmoriert. Sein Reichtum an zufälligen Gemengteilen ist groß, unter diesen sind Glimmer, Grammatit, Granat, Spinell, Korund, Serpentin, Quarz, Apatit, Flussspat, Magneteisen, Schwefelkies, Graphit hervorzuheben. Namentlich kann der Glimmer in solcher Menge auftreten, dass der Kalkstein ein schieferiges Gepräge annimmt und dann Kalkglimmerschiefer genannt wird.

Schichtung ist am kristallinischen Kalke bisweilen sehr deutlich zu beobachten, häufig aber gar nicht vorhanden. Die Mehrzahl seiner Vorkommen gehören den ältesten Formationen der Erdkruste, namentlich denen der Ur-Gneiße und kristallinischen Schiefer an. zwischen welchen derselbe regelmäßige Lager oder unregelmäßige Stöcke bildet, so z. B. bei Sala in Schweden, bei Auerbach an der Bergstraße, bei Drossendorf in Mähren, bei Wunsiedel im Fichtelgebirge, bei Burkhardswalde und Crottendorf im Erzgebirge, bei Hermsdorf im Riesengebirge, im Alleghany-Gebirge, in Canada und am Süd-Ufer des Lake Superior. Die Marmorlager von Carara und anderer südeuropäischer Lokalitäten sind bei weitem jüngeren, nämlich jurassischen Alters.
Eine grobkörnige, spätige Varietät des kristallinischen Kalksteines ist der Kalksinter, welcher namentlich in der Form der Stalaktiten in den Höhlungen der Kalksteingebirge gefunden wird.

b) dichter oder gemeiner Kalkstein; er besitzt eine äußerst feinkörnige kristallinische Struktur, welche oft erst mit Hilfe des Mikroskops als solche zu erkennen ist, und einen flach muscheligen bis splitterigen Bruch. Er ist meist einfarbig, gelblich, bräunlich oder grau, selten gefleckt und gewöhnlich sehr reich an Tierresten, dahingegen arm an zufälligen mineralischen Gemengteilen, unter welchen namentlich Bleiglanz, Schwefelkies. Zinkblende und deren Zersetzungsprodukte Wichtigkeit besitzen. Der gemeine Kalkstein zeichnet sich vor dem körnigen durch Deutlichkeit und Schärfe seiner Schichtung aus und spielt eine höchst wichtige Rolle als Glied fast sämtlicher geschichteten Gebirgsformationen.

Die dichten Kalksteine sind häufig durch Beimengungen verunreinigt. Nach der Art derselben unterscheidet man:
α) tonigen Kalkstein, ß) kieseligen Kalkstein, y) dolomitischen Kalkstein, ɣ) bituminösen Kalkstein (Stinkkalk, weil beim Zerschlagenwerden einen stinkenden Geruch von sich gebend). Außerdem bezeichnet man die dichten Kalksteine je nach ihrer Stellung in der Formationsreihe als Kohlenkalk, Zechsteinkalk, Jurakalk, — nach ihrer Versteinerungsführung als Stringocephalenkalk, Orthocerenkalk, Crinoidenkalk, Korallenkalk, Nummulitenkalk, und endlich nach ausgezeichneten Aufschlusspunkten und Vorkommnissen z. B. als Eifeler Kalk, Opatowitzer Kalk, Hallstädter Kalk, Trenton-Kalk.

c) Oolithischen Kalkstein; rundliche hirse- bis erbsengroße Kalkkörner von konzentrisch-schaliger, oft auch radial-faseriger Zusammensetzung sind durch eine dichte oder erdige Kalksteinmasse zusammengekittet. In ihrem Mittelpunkte umschließen die einzelnen Oolithkörner nicht selten einen fremdartigen Körper, ein Sandkörnchen oder ein Muschelfragment, welches den ersten Anstoß zur Bildung des Kornes gegeben. Zum Teil waltet die Kalksteingrundmasse auf Kosten der Oolithkörner vor, zum Teil jedoch tritt dieselbe ganz zurück, so dass sich die Körner gegenseitig berühren; man nennt ein derartiges Gestein, namentlich wenn die Konkretionen aus Aragonit (rhombischem kohlensauren Kalke) bestehen und Erbsengröße erreichen, Erbsenstein oder Pisolith (z.B. von Karlsbad), solche Oolithe aber, deren radialfaserige Kalkkörner durch ein tonig-mergeliges Bindemittel verbunden sind, Rogenstein (z. B. bei Braunschweig, bei Wolfenbüttel, bei Bernburg, bei Eisleben). Der gewöhnliche Oolith aus hirsekorngroßen Kügelchen setzt an der Westseite des Schwarzwaldes, ferner bei Hildesheim und Hannover, mächtige Schichtenreihen zusammen; der Riesenoolith ist in den Alpen weit verbreitet.

d) porösen Kalkstein, Kalktuff, Travertin; feinerdige bis fast dichte oder auch poröse, blasige, schwammige, konzentrisch-schalige Kalksteinmasse von gelblicher Farbe. Sie tritt in den meisten Fällen als Inkrustation von bunt zusammengehäuften Pflanzenstengeln, Blättern, Moosen auf und umfasst zahlreiche Reste von Muscheln, Schnecken und andern Tierarten (z. B. Knochen von Elephas primigenius). Als einige der Hauptvorkommen mögen die von Tivoli unfern Rom, Baden bei Wien, Weimar und Tonna in Thüringen, Cannstatt in Württemberg genannt werden.

e) erdigen Kalkstein, Kreide: ein weicher, milder Kalkstein mit feinerdigem, mattem Bruche, im reinsten Zustande schneeweiß, weich und schreibend, bei eintretendem Gehalte von Thon oder Eisenoxyd grau, gelblich und härter werdend. Seine kleinsten Teilchen bestehen ihrer Mehrzahl nach nicht aus kristallinischen Individuen, sondern aus mikroskopischen Scheibchen und Kügelchen von amorphem kohlensauren Kalke (Coccolithen?), sowie aus Foraminiferen-Schalen. Sehr häufig enthält die Kreide neben zahlreichen Tierresten Feuersteinknollen als akzessorische Bestandmassen, sowie grüne Glaukonitkörner als zufällige Gemengteile (glaukonitische Kreide). Die Kreide bildet, wo sie auftritt, schroffe Fels- Partien, so namentlich bei Dover und Calais, sowie auf Rügen.
[weiter im Text: Dolomit]

 

Literatur:

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