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Geschichte der Geowissenschaften

Kompass (Richthofen, 1886)

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W.Griem, 2020
Kompass (Richthofen, 1886)
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Titel der Abbildung: Kompasse
Foto/Scan - Digital bearbeitet: (W.Griem, 2014, 2019); Aus: Ferdinand Freiherr von Richthofen - Abbildungen 2 und 3 Seite 17. Original-Größe der Abbildungen: 4 cm x 4 cm und 4 x 7 cm.

Richthofen, F. (1886): Führer Für Forschungsreisen. - 745 Seiten, Berlin; Verlag Robert Oppenheim. [Sammlung W. Griem]

Die Texte wurden digitalisiert (Pentax K3-II), und mit Corel Photo Paint (V.2018 / 2019) bearbeitet (2018-2020); die OCR und PDF - Dateien wurden mit ABBYY Fine Reader (Version 14) erstellt und bearbeitet. Die Texte wurden teilweise der heutigen Rechtschreibung angepasst. Die PDF Dateien wurden hiernach in "PDF Exchange Editor" nachbearbeitet.

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Von Richthofen veröffentlichte die gebräuchlichsten Kompasse um 1866. Mit Einfallmesser (Klinometer) und eine Grad-Einteilung - Die Ablese-Weise war teilweise schon direkt. Die Gradwerte des Kompasses sind schon Gegen den Uhrzeigersinn aufgetragen.

Original-Text von Richthofen, 1886 - p.16 - 18: (OCR-version: p.21)
§ 5


Der Kompass sollte so eingerichtet sein, dass er zu verschiedenen Zwecken dient, und in Anbetracht seiner Wichtigkeit von vorzüglichster Konstruktion sein. Erst bei einem Durchmesser des Teilungskreises von mindestens 6 bis 7 cm kann die wünschenswerte Genauigkeit der Gradteilung und Ablesung erreicht werden. Uhrförmige Instrumente sind nur ein unvollkommener Notbehelf. Das runde Gehäuse sollte auf einer quadratischen Messingplatte so befestigt sein, dass die N-S -Linie einer Seite parallel ist, und das ganze Instrument in einem genau gearbeiteten Holzkasten liegen, so dass bei dem Aufklappen desselben eine 15 bis 16 cm lange Seite der N-S- Linie des Teilungskreises parallel ist.

Man hat dann nur diese Seite derjenigen Linie parallel zu halten, deren Abweichung von dem magnetischen Meridian bestimmt werden soll, und kann das Resultat unmittelbar mit großer Schärfe an der Stellung der Nadel ablesen. Die letztere sollte stets stabförmig, und der Kreis in 360 Grade geteilt sein. Doch ist auch eine Teilung jedes Quadranten in 90 Grad, wobei die Nullpunkte mit den Polen zusammenfallen, praktisch. Früher teilte man den geologischen Kompass in die bergmännisch gebräuchlichen 24 oder zweimal 12 „Stunden“ ein; dies ist heute zum Teil noch gebräuchlich, muss aber als ganz ungenügend bezeichnet werden, da die Ablesungen auf einen Grad genau geschehen müssen. Die angegebene Methode der Ablesung ist besonders bei Streichrichtungen anstehender Schichtgesteine oder eines Ganges anzuwenden. Sie ist ungenügend, wo die Richtungslinie von dem Standpunkt des Beobachters nach einem entfernteren Gegenstand, z. B. dem Gipfel eines Berges, bestimmt werden soll.

Dazu muss an dem Kompass eine Azimut-vorrichtung angebracht sein. Ein einfaches Visier zum Aufklappen, bestehend in einem senkrecht stehenden, mit einem Schlitz versehenen Stäbchen am Südende, und einem ebenso gestellten, mit einem Faden, am Nordende der Gradeinteilung, ist vollkommen zweckentsprechend. Am Boden kann eine Vorrichtung zum Aufschrauben auf ein Stativ angebracht sein. In England wendet man häufig den sogenannten prismatischen Kompass an. Die Nadel trägt ein rundes Kartenblatt mit Gradeinteilung, und letztere wird, vergrößert, durch ein Prisma abgelesen.

Da jedoch die Ablesung nur durch letzteres geschehen kann, und die Nadel mit ihrer Belastung sehr langsam schwingt, so sind diese Instrumente besonders dann brauchbar, wenn man den Kompass fest und in einer für diese Art des Ablesens bequemen Lage aufstellen kann; da dies sehr häufig nicht möglich ist, so beeinträchtigt man auf Reisen leicht die Genauigkeit, welche die Methode zu erhöhen bestimmt ist. An jedem geologischen Kompass befindet sich ein Klinometer, um den Winkel zu bestimmen, den eine geneigte Linie oder Fläche mit dem Horizont bildet. Die Genauigkeit der Bestimmung wird umso grösser sein, je länger die gerade Linie des Instrumentes ist, welche man in die zu bestimmende Neigung zu bringen vermag.

Fällt der Nullpunkt des Klinometers mit dem W- oder O-Punkt des Kompasses zusammen, so kann man die sechszöllige Seite des geöffneten Kästchens (s. Fig. 3) zum Anlegen auf einer geneigten Schichtfläche benutzen und sehr befriedigende Resultate erhalten. Will man aber die Neigung einer im Profil gesehenen sanften Böschung, oder der Gehänge eines vulkanischen Kegels messen, so hält man die untere Langseite des Kastens so, dass sie mit der Profillinie zusammenfällt, und wird, wenn man das Mittel aus zwei oder drei Ablesungen nimmt, das Resultat bis auf einen halben Grad genau bekommen können.

Der mit Azimut-vorrichtung und Klinometer versehene Kompass wird am zweckmäßigsten in einer am Leibgurt verschiebbaren Ledertasche auf der rechten Seite getragen. (S. Fig. 1.) Man tut gut, zur Reserve, wie zum Gebrauch bei solchen Gelegenheiten, wo geringere Genauigkeit erforderlich ist, einen gewöhnlichen uhrförmigen geologischen Kompass mitzunehmen.


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Publiziert: 21.12.2019 / Aktualisiert: 21.12.2019
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