Historische Arbeiten
W. Griem, 2020Inhalt der Seite:
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Das Festland und die zentrale Bruchzone
*1) Nach PRINZ wäre die Drehung um eine Achse erfolgt, deren Nordpol in der Beringstraße lag.
Foto/Scan - Digital bearbeitet: (W. Griem, 2019); Aus: E. Kayser (1912): Fig. 27. Die zentrale Bruchzone der Erde. Abbildung 27; Seite 104. Original-Größe der Abbildung: 16 cm x 9 cm.
Abb. 28: Kontinentalplateau zwischen England, Europa und Skandinavien.
Kayser, E. (1912): Lehrbuch der Geologie. - Allgemeine Geologie; 4.Auflage, mit 881 Seiten; 611 Abbildungen; Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart. [Sammlung W. Griem]
Die Abbildungen wurden mit einem HP
Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo
Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der
Graustufenverbesserung, Elimination von Flecken sowie Verbesserung der
Schärfe wurden bei der Bildbearbeitung angewandt (W. Griem 2020).
Die Texte wurden mit einer Pentax
Kr-3 II digitalisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur
OCR vorbereitet. Frakturschriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in
ASCII umgewandelt; "normale" Schriftarten mit ABBYY Fine Reader Version
14.
Die Texte wurden den heutigen Rechtschreibregeln teilweise angepasst, es
wurden erläuternde und orientierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).
Kayser (1912) veröffentlichte eine Karte der zentralen Bruchzone der Erde. Er erkannte eine Kreisförmige Struktur, welche um den Nordpol gelegt, etwa die Grenze zwischen Gondwana und Laurasia (nach heutiger Terminologie) entspricht. Hier sah Kayser eine wichtige Bruchzone mit unterschiedlicher fazieller Entwicklung.
Original Text von Kayser p. 103 - 107
a) Umrissformen des Festlandes.
Das Festland stellt sich in zwei
verschiedenen Formen dar:
1. in großen zusammenhängenden Massen, den
Kontinenten, und
2. in kleineren, den Inseln.
Die Kontinente lassen
sich, wie schon früher hervorgehoben, zu einer westlichen und einer
östlichen Erdfeste oder einer Alten und einer Neuen Welt zusammenfassen.
Die Neue Welt oder Westfeste hat eine ausgesprochen nordsüdliche, die
Alte Welt oder Ostfeste dagegen eine ostwestliche, bzw. von SW nach NO
gerichtete Hauptausdehnung.
Die Alte Welt zerfällt in ein großes
Mittelglied, Asien, und drei umgebende randliche Erdteile: Europa,
Afrika und Australien. Will man Europa nicht als besonderen Kontinent
anerkennen, so faßt man es mit Asien unter dem Namen „Eurasien“
zusammen. Daß Australien trotz seiner jetzigen Trennung von Asien zur
Ostfeste gehört, ergibt sich nicht, nur aus den zahlreichen zwischen
beiden Kontinenten liegenden Inseln, sondern auch aus seinem schon oben
erwähnten früheren Zusammenhänge mit Asien. Auch die Scheidung Afrikas
von Europa scheint ganz jung zu sein.
Die Neue Welt besteht nur aus zwei
Erdteilen, Nord- und Südamerika. Diese Trennung entspricht zwar nicht
dem gewöhnlichen Brauch, nach dem beide als zu einem Kontinent gehörig
betrachtet werden ist aber mindestens
ebenso gerechtfertigt wie die Unterscheidung Afrikas als eines
besonderen Erdteiles gegenüber Eurasien.
Wir erhalten auf diese Weise
sechs Kontinente, drei nördliche: Asien, Europa und Nordamerika, und
drei südliche: Australien, Afrika und Südamerika.
Die Scheide zwischen
N- und S-Kontinenten bildet eine große, über die ganze Erde verlaufende
ostwestliche Bruchzone. Durch die großen Binnenmeere der Erde (das
zentralamerikanische und europäische Mittelmeer und den
malaiisch-australischen Archipel) hindurchgehend und einen fast ununterbrochenen
Meeresgürtel darstellend, bezeichnet diese zentrale Bruchzone die Region
der größten Landzersplitterung der Erde. Ihre große geologische
Bedeutung ergibt sich aus der großen Zahl von tätigen und erloschenen
Vulkanen, die sie trägt, sowie aus der Häufigkeit und Stärke der
Erdbeben, von denen sie betroffen wird. Der fragliche Gürtel stellt
mithin eine Zone dar, in der der Gleichgewichtszustand der Kruste
beständige Störungen erleidet.
Nach der Ansicht von L. GREEN (vgl. S. 39) wäre die
Mittelmeerzone die Folge einer Torsion der beiden Erdhalbkugeln
gegeneinander *1). Daraus soll sich die
Tatsache erklären, daß die Südkontinente gegen die nördlichen nach 0
verschoben erscheinen. Bei Südamerika und Australien (im Verhältnis zu
Nordamerika und Asien) ist diese Drehung ohne weiteres ersichtlich; aber
auch bei Afrika würde sie sofort zutage treten, wenn man Europa durch
die früher damit zusammenhängende Arktis (s. S. 103) ergänzte und damit
seinen Schwerpunkt um ein Stück nach W verrückte.
Eine auffällige
Erscheinung bilden die sogenannten geographischen Homologien. Man
versteht darunter die Tatsache, daß benachbarte Inseln und Kontinente
oft eine überraschende Übereinstimmung im Verlauf ihrer Küstenlinien
erkennen lassen. Ein besonders merkwürdiges Beispiel dafür bieten die in
ihrem Umrisse dem Buchstaben K ähnlichen Küsten der beiden
südostasiatischen Inseln Celebes und Gilolo. Ebenso gehört hierher der
Parallelismus, den die gegenüberliegenden Küsten von Nord- und
Südamerika einerseits und von Europa und Afrika anderseits zeigen; er
ist umso bemerkenswerter, als auch der sich in der Mitte des Nordatlantikums erhebende, von den Färöern bis Tristan da Cunha und
Diego Alvarez reichende, durch die Azoren und Ascension hindurchgehende
untermeerische Rücken, die „mittelatlantische Bodenschwelle“, einen
parallelen Verlauf hat. Die Gründe für diese vielbesprochene
Übereinstimmung, zu der auch die erwähnte häufige Wiederkehr der
Dreiecksgestalt bei Kontinenten und Inseln gehört, können wohl nur in
dem den Geologen schon lange geläufigen Parallelismus benachbarter
Bruch- und Verwerfungsspalten gesucht werden. Treten gleichzeitig
mehrere Systeme paralleler Bruchlinien nebeneinander auf, so können
dadurch leicht Homologien der genannten Art entstehen.
Diese Deutung der
geographischen Homologien hat sehr an Wahrscheinlichkeit gewonnen durch
die neuesten Auffindungen W. DEECKES, nach denen der Verlauf der Küsten
überall überraschende Gesetzmäßigkeiten zeigt. Nicht nur die Winkel der
Küstenknicke, ihre (30, 60, 90, 120, 150 und 180° betragenden) Aus- und
Einsprünge stimmen auf der ganzen Erde überein, sondern es fallen auch
allenthalben die Küstenlinien mit größten Kreisen zusammen, deren
Verlauf einer der drei Hauptrichtungen für Falten- und Bruchbildung,
nämlich der varizischen, herzynischen oder rheinischen (NO, NW, S—N)
entspricht. Auch die Verteilung der Vulkane steht mit diesen Kreisen in
engstem Zusammenhang. Nach DEECKE liegt den in Rede stehenden Kreisen
ein uraltes, schon bei der ersten Erstarrung des Erdkörpers
herausgebildetes und bis zu großer Tiefe hinabreichendes Kontraktions-
oder Spaltensystem zugrunde, das sich bei allen späteren Dislokationen
fühlbar gemacht hat und es noch jetzt tut.
Eine andere, bei Betrachtung
des Verlaufes der Küstenlinien sich ergebende Verschiedenheit betrifft
die Stärke der Küstengliederung. K. RITTER hat zuerst vom Unterschiede
„geschlossener und gegliederter Konturformen“ der Länder gesprochen und
die Größe der Gliederung durch das Verhältnis der Küstenlänge zu dem
Flächeninhalt des Landes ausgedrückt. Man nimmt gewöhnlich an, daß dies
Verhältnis für die verschiedenen Kontinente folgendes sei:
Nördliche Kontinente:
Europa: 1:37
Nordamerika: 1:56
Asien: 1:105
Südliche Kontinente:
Afrika: 1: 152
Südamerika: 1:94
Australien: 1:73
Es seien hier ferner die Unterschiede in der Küstengestaltung erwähnt,
die E. SUESS mit den Ausdrücken pazifischer und atlantischer Küstentypus
bezeichnet *1). Beim pazifischen Typus fällt die Richtung der Küste mit
der des an sie herantretenden Faltengebirges zusammen. Die Küste
erscheint bedingt durch die Streichrichtung des Gebirges; sie stellt nur
dessen Rand oder Abbruch dar. Dies Verhalten beobachtet man an der
ganzen Umrandung des Stillen Ozeans; außerdem kehrt es wieder an einigen
Küstenstrecken des Mittelländischen Meeres (Italien, Dalmatien,
Griechenland), im Malaiischen Archipel, an der Ostküste Australiens und
anderweitig. Dem atlantischen Typus dagegen fehlt ein derartiger
Zusammenhang zwischen Küstenrichtung und Küstengebirge, vielmehr stoßen
hier die Gebirge oft unter großem Winkel gegen die Küste.
Dies Verhalten findet sich besonders an den europäischen, afrikanischen,
amerikanischen und grönländischen Küsten des Atlantischen Ozeans,
außerdem an der Ostküste Afrikas, an der Westküste Australiens usw.
Es
ist übrigens hervorzuheben, daß die jetzigen Küstenlinien keineswegs
überall mit den wirklichen Kontinentalrändern zusammenfallen. Ein
Beispiel dafür bieten die britischen Inseln.
Sie liegen auf einem
untermeerischen Plateau, das sich nicht nur über den Kanal, sondern auch
über den größten Teil der Nordsee ausdehnt. Eine Hebung des Meeresbodens
um einige fünfzig Meter würde genügen, um Großbritannien mit dem
europäischen Festlande zu vereinigen. Dieses untermeerische Plateau
zieht sich als ein verhältnismäßig breiter Streifen auch an der
Westküste Irlands hin. Erst mehrere Meilen im W der jetzigen Küstenlinie
senkt sich der Meeresboden rasch zu großen ozeanischen Tiefen, und erst
hier liegt der wahre Rand des europäischen Kontinents (Fig. 28).
Ebenso verhält es sich an der Ostküste Nordamerikas. Auch sie wird von
einem breiten Flachmeergürtel umgeben, in dessen Bereich die bekannte
Neufundlandbank
fällt. Erst im 0 dieses Gürtels sinkt der Meeresgrund zu großen Tiefen
ab, und erst hier haben wir den eigentlichen Rand Amerikas zu suchen.
Fast an allen Festlandsküsten kehrt eine derartige flache untermeerische
Plattform wieder. Sie ist bald breiter, bald schmäler, fehlt aber kaum
irgendwo ganz. Ihre Oberfläche ist, wie bei den Tiefebenen des
Festlandes, immer mehr oder weniger eben. Die Engländer bezeichnen
diesen die Kontinentalsockel umgebenden Flachmeergürtel schon lange als
„shelf“ — ein Ausdruck, den KRÜMMEL *1) auch in die deutsche Literatur
übernommen hat. Der Schelf stellt noch ein Zubehör des Kontinentes
selbst dar; erst an seinem Außenrande liegt die wirkliche Grenze gegen
das ozeanische Becken.
Bei den Inseln kommen nicht allein ihre Form und
Größe, sondern auch die Art ihres Auftretens und ihre Entfernung von den
Kontinenten in Betracht.
Nach dem Auftreten hat man zu unterscheiden
Einzelinseln und Inselsysteme. Diese letzten werden wiederum in
Inselketten und Inselgruppen getrennt.
Rücksichtlich der Stellung der
Inseln zu den Kontinenten unterscheidet man Gestade- oder Küsteninseln
und ozeanische Inseln. Die Gestadeinseln liegen dem Festlande so nahe
und erweisen sich ihm geologisch so verwandt, daß man sie nur als
abgerissene Landstücke zu betrachten hat (Großbritannien im Verhältnis
zu Europa, Neuguinea in dem zu Australien usw.). Die ozeanischen Inseln
dagegen treten in großer Entfernung vom Lande auf und stehen zu ihm in
keiner unmittelbaren Beziehung. Man kann sie wiederum zerlegen in:
1. vulkanischeinsein, die teils als Ketten inmitten des Meeres auftreten
(Hawaii-Inseln, Ladronen usw.), teils unregelmäßige Gruppen bilden
(Azoren, Kanaren) und immer vulkanischen Ursprungs sind, und
2. Koralleninseln, kleinere niedrige Inseln, die ihre Entstehung der
Tätigkeit von Riffkorallen verdanken (vgl. Dynamische Geologie,
Wirkungen der Organismen).
Geschichte der Geowissenschaften
Allgemeine Geologie
Ozeane und Kontinente
Karte Südatlantik (Krümmel, 1886)
Text: Der Ozeanboden (Credner, 1891)
Geotektonisches Modell (KAYSER, 1912)
Verteilung der Erdbeben (M. de Ballore)
Polwanderung 1890 - 1898 (Walther 1908)
Gondwanaland (Walther, 1908)
Wesen der Kontinente, Ozeane (Kayser, 1912)
►
Kontinent-Ränder (Kayser, 1912)
Kontraktions-Theorie
Kontraktions-Theorie (Credner, 1891)
Biografien
der Autoren
E.
Kayser, 1912
Einführung Allgemeine Geologie (span.)
Virtuelles Museum:
Geologie (span.)
Geschichte der Geowissenschaften
Geschichte der Geowissenschaften
Geschichte Allgemeine Geologie
Geschichte Paläontologie
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