Historische Arbeiten
W. Griem, 2020Inhalt der Seite:
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Neumayr & Uhlig (1897)
Inhalt
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Grundwasser, Quellen, Brunnen
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Der Versickerungsprozess
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Grundwasser und Mensch
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Grundwasser und Quellen
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Diskussion zur Permeabilität
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Weg des Wassers
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Quellaustritte- und Suche
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Artesische Brunnen
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Arten der Artesischen Brunnen
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Herkunft der Grundwässer
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Beispiel Oase Dakhel
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Temperatur der Wässer
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Inhaltsstoffe der Wässer
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Analysen
Foto/Scan - Abbildung 22, 23, 24 Seite 113-115: Formation einer
Granit Intrusion. -
Original-Größe der Abbilddung 9 x 6 cm
Walther (1908)
Walther, J. (1908): Geschichte der Erde und
des Lebens. - 560 Seiten, 353 Abbildungen; Verlag von Veit & Comp, Leipzig.
[Sammlung W..Griem]
Die Abbildungen wurden digital Bearbeitet. (W. Griem). Speziell wurden
Filter zur Verbesserung der Schärfe und des Graustufenverlaufs
angewandt.
Die Texte wurden fotographisch digitalisiert, mit ABBYY fine Reader v.
14 nachbearbeitet und mit OCR in ASCII konvertiert. Die Texte wurden
teilweise den
heutigen Rechtschreibregeln angeglichen.
Schematische Darstellung eines artesischen Brunnens.
a) Undurchlässige Schicht
b) Grundwasser Schicht
c) Undurchlässige Deckschicht
Neumayr & Uhlig (1897) -
Artesischer Brunnen;
p. 449 in der OCR Version; p.422 in der Fraktur Version
Grundwasser [3]
[vorheriger
Text]
Artesische Brunnen:
In den meisten Fällen handelt es sich darum, den Punkt zu bezeichnen, wo
am zweckmäßigsten, mit den geringsten Kosten und mit der meisten
Aussicht auf Ergiebigkeit, der Grundwasserspiegel oder überhaupt ein
wasserführendes Niveau erreicht werden kann, oder die Mittel anzugeben,
wie die Reichhaltigkeit einer vorhandenen Quelle vermehrt oder gesichert
werden kann. Einen ganz eigentümlichen Fall der Wasserbeschaffung bildet
die Bohrung sogenannter „artesischer Brunnen", die in Europa zuerst in
der französischen Landschaft Artois im 12. Jahrhundert ausgeführt worden
sind und daher ihren Namen führen. Das Prinzip der artesischen Brunnen,
die übrigens in China und in den Oasen der Libyschen Wüste schon seit
sehr langer Zeit im Gebrauch sind, besteht darin, daß man ein Loch
senkrecht in die Tiefe stößt, bis man auf eine von undurchlässigen
Gesteinen bedeckte Wasserschicht trifft, wo sich das Wasser unter
bedeutendem Druck befindet. Sobald nun der Bohrer die überliegenden
Massen durchstoßen hat und in das Wasserniveau eindringt, steigt das
Wasser infolge des Druckes in dem Bohrloch empor und erhebt sich oft
noch als Springbrunnen über die Mündung. Wie erwähnt, wurden die ersten
derartigen Unternehmungen schon früh ausgeführt, immerhin aber blieb die
Anwendung dieser Methode eine ziemlich beschränkte. So kam es, daß der
außerordentlich günstige Erfolg einer Bohrung in Grenelle bei Paris im
Jahre 1842 großes Aufsehen erregte; in einer Tiefe von 547 m wurde das
Wasser erreicht, das nun in mächtigem Strahle emporsprang und anfangs
3200 cbm in 24 Stunden lieferte. Seitdem hat man in den verschiedensten
Gegenden artesische Brunnen in großer Zahl angelegt, so daß sie jetzt zu
den ganz gewöhnlichen Einrichtungen gehören.
Natürlich sind die geologischen Verhältnisse der artesischen Brunnen
sehr verschieden je nach dem Bau der Gegend, in der sie angelegt sind.
Die Grundzüge der Bedingungen, unter denen sie auftreten, lernen wir
auch hier wieder am sichersten kennen, wenn wir den einfachsten Fall ins
Auge fassen. Denken wir uns einen weitgedehnten Landstrich von
muldenförmigem Bau, wo alle Schichten flach gegen den Mittelpunkt oder
die Mittellinie der Mulde einfallen, so werden im Zentrum dieser Gegend
die jüngsten Schichten anstehen, gegen außen aber immer ältere
Ablagerungen zum Vorschein kommen (s. Abbildung 112). Wo diese an die
Oberfläche treten, nehmen sie, soweit sie durchlässig sind, Wasser auf,
und dieses läuft, der Neigung der Schichten entsprechend, nach der Mitte
der Mulde ab. Liegen nun die permeablen Ablagerungen unter
wasserdichten, so wird, der hohen Lage des Infiltrationspunktes
entsprechend, auch in der Mitte der Mulde der nötige Druck herrschen,
der das Steigen und Emporquellen bewirkt, sobald ein Bohrloch die
Deckschicht durchstoßen hat. Je nach der Schichtfolge in einer Mulde,
wenn mehrere durchlässige Bänke zwischen dichten eingekeilt sind, werden
auch mehrere an Ergiebigkeit und Qualität verschiedene Wasserhorizonte
untereinander folgen, und man wird dann je nach Umständen das erste,
zweite, dritte Wasserniveau anzapfen können.
Arten der Artesischen Brunnen
Die muldenförmige Lagerung der wasserführenden Schicht ist aber kein
unbedingtes Erfordernis zur Erreichung artesischen Wassers; dazu genügt
oftmals auch einseitiger Druck. Dies ist z. B. der Fall bei dem
artesischen Wasser, das bei der Brunnenkatastrophe von Schneidemühl
(1883) so große Verwüstungen angerichtet hat. Dieses stammt aus einer
mächtigen Grundwasserströmung, die durch das Versinken des
Niederschlagswassers im sogenannten baltischen Höhenrücken entsteht und
von da südwärts abfließt. Da das Einsickerungsgebiet ungefähr 140— 180 m
höher liegt als die wasserführende Schicht in Schneidemühl, so ist ein
beträchtlicher hydraulischer Druck vorhanden, der den starken Auftrieb
des Wassers zu erklären imstande ist. Die Strömung war so stark, daß
eine enorme Menge von Sand und Schlamm aus dem wasserführenden Niveau
mitgerissen und zur Oberfläche gebracht wurde. Dadurch verloren die
oberen Schichten ihren Halt, und es wurde eine so starke Senkung des
Bodens herbeigeführt, daß zahlreiche Häuser Risse bekamen und selbst
einstürzten.
Selbstverständlich sind nicht überall die Verhältnisse so geartet, daß
die Anlage artesischer Brunnen möglich wäre; oft findet man in der Tiefe
keine unter Druck stehende Wasserschicht. Wo die Möglichkeit gegeben und
Aussicht auf Erfolg vorhanden ist, muß der Geologe entscheiden; oft aber
sind die Bedingungen und die Lagerung so verwickelter Natur, daß ein
sicheres Urteil nicht möglich ist und eine Bohrung einigermaßen auf gut
Glück unternommen werden muß, um für ein größeres Gebiet die
Beschaffenheit der tiefen Wasserhorizonte festzustellen. Große Strecken
bieten in dieser Hinsicht günstige Bedingungen, keine Gegend der Welt
aber scheint mehr bevorzugt als ein großer Teil der riesigen
Wüstengebiete Nordafrikas. Vielfach findet sich in der Sahara in
ziemlich geringer Tiefe unter dem brennenden, trockenen Boden eine
überaus reiche Wasserschicht, die quellende Brunnen liefert, wenn man
ein Bohrloch niedersenkt (s. Abbildung 213). Schon die alten Ägypter
holten in den Oasen der Libyschen Wüste das kostbare Naß, die Bedingung
alles Lebens, auf diesem Grundwasserniveau, und neuerdings haben sich
namentlich die Franzosen in Algerien große Verdienste erworben, indem
sie mit dem artesischen Bohrer große Strecken Kulturlandes der Wüste
abgewannen.
Herkunft der Grundwässer:
Die Herkunft dieses Wassers ist schon vielfach besprochen worden; man
glaubte, daß es von seitlicher Infiltration aus dem Nil herrühre, doch
ist stellenweise das Wasserniveau in der Wüste höher als der Spiegel des
Nils in der Gegend, wo die Infiltration stattfinden müßte, und überdies
ist eine leichte Neigung der Schichten von der Libyschen Wüste gegen den
Nil vorhanden. Nur für die Quellen der Natronseen in Unterägypten dürfte
diese Voraussetzung zutreffen, denn diese Quellen liegen sämtlich unter
dem Niveau des Nilspiegels und kommen auf der dem Nil zugekehrten
Ostseite des Wadi Natrun zu Tage. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das
Wasser in verschiedenen Teilen der Sahara verschiedener Herkunft. So
darf wohl als sicher angenommen werden, daß manche Oasen, wie Borku,
Egei, Bodele, das Leben spendende Naß durch Grundwasserströmungen aus
dem Tschadsee beziehen, und selbst die ferne Oase Kufra im nördlichen
Teil der zentralen Sahara dürfte den regenreichen Gebieten des Sudan
südlich von der Sahara ihren Wasserreichtum verdanken. Andere Oasen, wie
Tuat, Tafilelt und Draa, werden von den Wassern gespeist, die namentlich
nach den Winterregen und nach der Schneeschmelze in mächtigen Strömen
vom Atlasgebirge herabbrausen und dann im heißen Wüstensand versinken.
Aber auch von den höheren Berggruppen im Inneren der Sahara scheinen
Grundwasserströmungen zu kommen. So werden die Quellen des Fessan im
südlichen Tripolis auf die Niederschläge in den umgebenden Hogarbergen
und am Dschebel Soda zurückgeführt, und auch die mächtige unterirdische
Wasserströmung im Trockental des Irharhar dürfte den Niederschlägen des
Ahagar- Gebirges in der Mitte der Sahara zuzuschreiben sein. Diese
Strömung erstreckt sich in nordsüdlicher Richtung bis in das Gebiet der
algerischen Schotts, wo sie den vom Atlas herabkommen- den Gewässern
begegnet. Um einen Begriff von dem unterirdischen Wasserreichtum des
Irharhar zu geben, erwähnen wir, daß Ued Rir und die Oasen von Tugurt im
Jahrs 1885 bereits 114 fließende, von den Franzosen angelegte, und 492
von den Eingebornen gegrabene artesische Brunnen besaßen. Diese liefern,
wenn man einige natürliche Quellen hinzunimmt, zusammengenommen 255.698
Liter in der Minute oder 130 Millionen cbm jährlich. Das Wasser kommt
aus 70—75 m Tiefe und hat eine Temperatur von durchschnittlich 25° C.
Bei gewissen Oasen ist man jedoch über die Herkunft des Wassers noch
gänzlich im unklaren. Dies gilt besonders von Chargch und Dakhel in der
Libyschen Wüste, die thermales, kobalt- und manganhaltige Wasser
wahrscheinlich aus großer Tiefe empfangen. Während man in anderen
Gegenden gewöhnlich bemerkt, daß bei Anlage einer größeren Zahl
artesischer Bohrungen die Ergiebigkeit der einzelnen unter ihnen
erheblich leidet, hat man in der Sahara noch nichts derart beobachtet.
Es ist daher alle Aussicht vorhanden, auf diese Weise noch weitere
ansehnliche Strecken der Wüste der Kultur zu erschließen und
zurückzugewinnen; weiß man ja doch, daß zur Zeit der hohen Blüte des
alten Ägypten in jetzt ganz sterilen Gegenden eine Reihe bedeutender
Ansiedelungen vorhanden waren, deren Existenz nur durch seitdem
verschüttete artesische Brunnen ermöglicht war.
[Hier
weiter im Text]
Geschichte der Geowissenschaften
Allgemeine Geologie
Hydrogeologie
Grundwasser (Richthofen, 1886)
Grundwasser (Neumayr & Uhlig, 1897)
Artesischer Brunnen
(Hartmann, 1843)
Artesischer Brunnen (Vogt, 1866)
Artesischer Brunnen (Siegmund, 1877)
Artesischer Brunnen (Richthofen, 1886)
Text: Artesischer Brunnen (1886)
►
Artesischer Brunnen (Neumayr, 1897)
Artesischer Brunnen, Algerien (Neumayr, 1897)
Quelltypen (Richthofen1886)
Quelltypen (Neumayr, 1897)
Geysir auf Island (Vogt, 1866)
Geysir auf Island (Siegmund, 1877)
Höhlenbildungen:
Höhle mit Stalagmiten (Ludwig, 1861)
Biografien
der Autoren
M.Neumayr
/ V.Uhlig (1897)
Neumayr & Uhlig (1897) in der OCR-Version, korrigiert mit Anmerkungen im
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Der Wasserkreislauf
Geschichte der Geowissenschaften
Geschichte der Geowissenschaften
Geschichte Allgemeine Geologie
Geschichte Paläontologie
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