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Geschichte der Geowissenschaften

Ludwig, 1861: Erdbeben

Historische Arbeiten

W. Griem 2007 - 2020

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Ludwig, 1861: Erdbeben von Guadeloupe
 

LUDWIG (1861) veröffentlichte eine "animierte" Zeichnung des Erdbebens von Guadeloupe.

Original Abbildung 90: Seite 152; Original-Größe: 9 cm x 8 cm: Ludwig, 1861: Erdbeben auf der Insel Guadeloupe.

LUDWIG, Rudolph (1861): Das Buch der Geologie (Vol I y II). - Naturgeschichte der Erde; 212 Seiten (Band 1) y  230 Seiten (Band 2), 7 Abbildungen in Farbe, 273 Abbildungen im Text; Verlag Otto Spamer, Leipzig.
[Sammlung W. Griem]

Die Abbildungen wurden mit einem HP Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der Grau­stufenverbesserung, Elimination von Flecken sowie Ver­besserung der Schärfe wurden bei der Bildbearbeitung angewandt (W. Griem 2020).

Die Texte wurden mit einer Pentax Kr-3 II digi­talisiert und später mit ABBYY (v.14) ver­arbeitet und zur OCR vor­bereitet. Fraktur­schriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in ASCII umge­wandelt; "normale" Schrift­arten mit ABBYY Fine Reader Version 14.
Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teil­weise ange­passt, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen ein­gefügt (W. Griem, 2020).

Original Text von Ludwig, 1861:
Erdbeben p. 152


c. Erdbeben.
Zuletzt bleibt uns noch übrig, einer Erscheinung zu gedenken, welche, allerdings weniger an der Bildung der Gebirgsmassen als an der Veränderung ihres Baues Antheil nehmend, mit der Erdwärme im Zusammenhange zu stehen scheint; es ist die der Erdbeben. Die zitternde, wellenförmige Bewegung der Erdrinde, welche Erdbeben genannt wird, ist eine so häufig wiederkehrende, alle Gegenden der Erdoberfläche berührende Erscheinung, daß für sie eine tief in der Eigentümlichkeit des Erdballes begründet liegende Ursache vorausgesetzt werden muß.

Die Erdbeben, obgleich sie alle vulkanische Ausbrüche begleiten, sind doch nichts weniger als an diese gebunden; sie ereignen sich in Gegenden, auf denen Vulkane nicht mehr vorhanden, sie sind unabhängig von vulkanischen Eruptionen und verbreiten sich über außerordentlich weite Strecken. Seit man die Erdbeben, welche sich in den von Europäern bewohnten Ländern jährlich ereignen, genauer beachtet, hat sich deren Zahl und Verbreitung als so ansehnlich ergeben, daß man zu der Annahme berechtigt zu sein glaubt: das Erdbeben für eine sich fast täglich, wenn auch in den entferntesten Gegenden wiederholende Erscheinung zu halten. Die genannten Erschütterungen sind mehr oder weniger heftig; sie gehen von einem Mittelpunkte aus und bewegen sich wellenförmig mit einer gewissen Schnelligkeit nach dem Umkreise, wobei sie an der Oberfläche der Erdkugel kreisförmige Ausschnitte, die Verbreitungskreise der Erdbeben, begrenzen. Diese Bewegung ist zu vergleichen mit der des Wassers, in dessen Mitte ein Fisch auftaucht. Der Spiegel des Wassers wird von jenem Punkte aus sich in kreisförmigen Wellen bewegen, die nach außen hin stets an Höhe abnehmen und endlich ganz verschwinden.

Über dem Mittelpunkte der Kreise wirkt das Erdbeben aufschleudernd, umkehrend, wie bei dem 1797 zu Riobamba stattgesunden, wo große Gestein- und Trümmermassen, sowie Leichen von Menschen und Tieren auf einen 300 Fuß hohen Hügel geschleudert wurden. In den nach dem Kreisumfange wellenförmig fortstreichenden Erschütterungen kann es nur eine umwerfende Kraft ausüben, welche Berge spaltet, Felsstürze bewirkt, Städte zu Trümmern stößt, Spalten öffnet und schließt, in denen bewohnte Orte, mit Allem was darinnen ist, ihr Grab finden. Es gibt kaum eine furchterweckendere Erscheinung als die des Erdbebens. Der Erdboden, den der Mensch gewohnt ist als ras Feste zu betrachten, schwankt, Abgründe öffnen sich und verschlingen, was in ihr Bereich kommt, Berge zerfallen in Trümmer und das Meer bäumt sich zu Flutwellen aus, welche die Küsten mit unwiderstehlicher Gewalt abfegen. Grausenerweckendes Dröhnen und Rollen in der Erde begleitet diese Zerstörung, geöffnete Spalten speien Wasser, Schlamm und Rauch aus; der zagende Mensch findet keine Stätte, um der unterirdischen Gewalt zu entfliehen. Nachdem sich die Wut des Ereignisses besänftigt hat, werden tiefe Spalten in der Erde bemerkt. Die Fig. 91 stellt solche Spalten dar; sie deuten nach der Tiefe hin und weisen uns an, ihre Entstehungsursachen daselbst zu suchen. Einzelne Theile der Oberfläche und der Meeresgrund wurden durch die Erdbeben höher gehoben als sie vorher lagen, andere wurden mit Allem, was sie bedeckte, mit Tausenden von Menschen tief in Schlünde versenkt, ewig mit Nacht bedeckt. Man ist gewohnt, das Grauen der Erdbeben nach der Anzahl von Menschenleben und nach dem Umfange der Zerstörungen, welche sie anrichteten, zu bemessen, und kann in dieser Beziehung eine Reihe von derartigen Ereignissen aufzählen, welche innerhalb weniger Minuten Hunderttausende von Menschen töteten, viele der prächtigsten und reichsten Städte zertrümmerten, Berge stürzten und Erdstriche verschlangen. Unsere Fig. 90 gibt eine Versinnlichung des Erdbebens, welches Point-n-Pitre auf Guadeloupe am 8. Februar 1843 zerstörte und innerhalb 70 Minuten auf diesem kleinen Raume 6OOO Menschen und den Fleiß vieler Jahre unter Schlamm, Schutt und Trümmer begrub.

Die Entstehung der Erdbeben ist von den Geologen in sehr verschiedenen Ursachen gesucht worden. Die Einen glauben das Zusammenbrechen ausgedehnter unterirdischer Höhlungen als eine Hauptveranlassung derselben voraussetzen zu dürfen. Es ist an sich klar, daß das Zusammensinken solcher Höhlungen, wenn sie überhaupt vorhanden sind, keine Bodenhebungen, wie sie bei Erdbeben so oft erfolgen, bewirken können. Der Erdbeben sind aber seit dem Bestehen der Erde und in historischen Zeiten so viele erfolgt, die Erscheinung ist eine so allgemein verbreitete, und sich so häufig wiederholende, daß solcher Höhlungen unzählig viele sein müßten. Ferner ist kaum denkbar, daß durch den Einsturz einer Höhle ein so großer Teil der Erdoberfläche erschüttert werden kann, als das Erdbeben von Lissabon berührte, dessen Erschütterungskreis 720,000 Quadr.- Meilen umfasste. Diese Gründe lassen sich gegen jene Ansicht geltend machen. Andere wiederum suchten den Grund der Erdbeben in der Inneren Erdwärme, welche, der Ausdehnung fähigen Wasserdampf Plötzlich entbindend, dadurch, wie im zerberstenden Dampfkessel, zerstörende Erschütterungen der überliegenden Decke hervorruft. Der Sitz der Erdbeben liegt nach dieser Erklärungsweise sehr tief gegen das Innere des Erdkörpers hin und es ist dadurch der Umfang der Erschütterungskreise sehr wohl erklärt. Freilich bleibt dem Menschen, welcher die in jenen Tiefen herrschenden Verhältnisse nicht direkt festzustellen vermag, so Vieles dunkel, und so wird ihm auch noch für lange Zeit die eigentliche Ursache der Erdbeben unerforschlich sein. An der Gesteinbildung beteiligen sich die Erdbeben nur in untergeordneten Verhältnissen; selten und nur, wenn sie sehr heftig sind, bringen sie Schlamm- und Schuttlag er von geringer Ausdehnung hervor. Desto bedeutender ist ihre Einwirkung auf den Bau der Gesteinschichten. Sie bewirken Zertrümmerungen, Spaltungen der Felsmassen und bereiten dadurch die Erz- und Mineralgänge vor; sie öffnen weitere Spalten im Gesteine, ans denen die eruptiven Gesteine, Laven, den Weg nach oben gebahnt finden. Der durch sie bewirkten Hebungen und Senkungen wurde im Vorhergehenden schon gedacht.



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Publiziert: 1.1.2020 / Aktualisiert: 1.1.2020, 13.9.2020
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