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Der Bergbau

Soziales Bewusstsein

Bergbau 1830 - 1920

W. Griem, 2020

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Politische Parteien
Gewerkschaften
Lohnstruktur
Lohnstruktur (Tabelle)
F. Engels Zitat
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Bergbaugeschichte Intro


Copiapo
Gefangene: Aus: La Vie Souterraine Du Les Mines et les Mineures



 Bergbaugeschichte 1830 - 1920

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Das soziale Bewusstsein zwischen 1830 und 1920

Politische Parteien:
In Deutschland, Europa und Chile formieren sich zwischen 1850 und 1870 die ersten sozialistischen oder sozialdemokratischen Bewegungen, die auf die zunehmende Bedeutung der sozialen Fragen in der Gesellschaft antworten geben können. Insbesondere die demokratischen - liberalen Grundsätze gewinnen in breiten Teilen der Bevölkerung an Sympathie. Dies gilt nicht nur in den Schichten der Arbeiterklasse, auch in besser gestellten Kreisen, vor allem im Bereich der Universitäten gewinnt eine humanistische, sozial orientierte und liberale Einstellung an Boden.


Die Gewerkschaften:
Die Gründungen der ersten Gewerkschaften hatte vielfältige Ursachen und unterschiedliche Ziele: Sicherheit in dem Bergwerk, Akquisition von adäquaten Werkzeugen, Herabsetzung der Wochenarbeitszeiten auf ein erträgliches Niveau, Einführung einer Sozialversicherung, Anpassung der Löhne und natürlich die generelle Verbesserung im Umgang Arbeiter - Angestellter und Betriebsführer.


Die Löhne und Gehälter

Ein wichtiger Punkt waren natürlich die Löhne. Es konnten zur damaligen Zeit sehr starke Gehaltsunterschiede in den verschiedenen Berufsgruppen ausgemacht werden. Aber eine vielleicht noch wichtigere Angelegenheit war die Form wie die Löhne gezahlt wurden. Wie Paul Treutler beschreibt (HIER), hatten einige Bergwerke eigene Verkaufsläden so genannte "Pulperias". Diese Läden verkauften an die Arbeiter und Angestellten einige Waren zu überhöhten Preisen und zogen die offene Rechnung gleich vom Lohn ab. Da die Bergwerke in sehr abgelegenen Gebieten arbeiteten gab es oft keine Alternative. In dieser Form konnten die Minenbesitzer einerseits einen Gewinn durch den überteuerten Verkauf von Gütern in der Mine verbuchen und andererseits hatten sie wesentlich geringere Lohnkosten. In dieser Form wurden die Arbeiter auch an die Firma gebunden, denn wenn jemand Schulden im werkseigenen Laden hatte, durfte er nicht den Betrieb wechseln. Häufig jedoch mussten die Beschäftigten mehr in der "Pulperia" ausgeben als sie Lohn für einen Monat bekamen. Einige Jahre später wurde dieses "Pulperia-System" noch verfeinert: In den Salpeterminen (Nordchile) Zahlten die Firmen die Löhne teilweise nur in Wertmarken aus, welche nur in dem Firmeneigenen Geschäft Gültigkeit hatten.

Tabelle:
Die Lohnstruktur in der Mine Descubridora im Silber-Distrikt von Chañarcillo in der chilenischen Atacama Wüste. (Lloyd, J.A. (1853):
Anz. Tätigkeit Kost. p.Pers. US$ total in US$ % des Verwalter
1 Verwalter 300 300 100%
1 Buchhalter 100 100 33,3%
36 Steiger 20 - 50 1080 10%
70 Bergmänner Engl. 45-50 1450 17%
andere: 12-17 5%
50 Peones 15 750 5%
60 Arbeiter 12 700 4%
3 Schmied 50 150 17 %
2 Tischler 50 100 17%
7 Helfer 13 90 4%
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Arbeitsrecht und Kinderarbeit:
Leider war es in fast allen historischen Bergwerken üblich Kinder in den harten Arbeitsablauf mit einzuplanen. So schilderte schon Friedrich Engels die Situation in englischen Bergwerken:

"In den Kohlen- und Eisenbergwerken, die ungefähr auf gleiche Weise ausgebeutet werden, arbeiten Kinder von 4, 5, 7 Jahren; die meisten sind indes über 8 Jahre alt. Sie werden gebraucht, um das losgebrochene Material von der Bruchstelle nach dem Pferdeweg oder dem Hauptschacht zu transportieren und um die Zugtüren, welche die verschiedenen Abteilungen des Bergwerks trennen, bei der Passage von Arbeitern und Material zu öffnen und wieder zu schließen. Zur Beaufsichtigung dieser Türen werden meist die kleinsten Kinder gebraucht, die auf diese Weise 12 Stunden täglich im Dunkeln einsam in einem engen, meist feuchten Gange sitzen müssen, ohne selbst auch nur so viel Arbeit zu haben, als nötig wäre, sie vor der verdummenden, vertierenden Langeweile des Nichtstuns zu schützen.

Der Transport der Kohlen und des Eisensteins dagegen ist eine sehr harte Arbeit, da dies Material in ziemlich großen Kufen ohne Räder über den holprigen Boden der Stollen fortgeschleift werden muß, oft über feuchten Lehm oder durch Wasser, oft steile Abhänge hinauf, und durch Gänge, die zuweilen so eng sind, daß die Arbeiter auf Händen und Füßen kriechen müssen. Zu dieser anstrengenden Arbeit werden daher ältere Kinder und heranwachsende Mädchen genommen. Je nach den Umständen kommt entweder ein Arbeiter auf die Kufe oder zwei jüngere, von denen einer zieht und der andere schiebt. Das Loshauen, das von erwachsenen Männern oder starken jungen Burschen von 16 Jahren und drüber geschieht, ist ebenfalls eine sehr ermüdende Arbeit. - Die gewöhnliche Arbeitszeit ist 11 bis 12 Stunden, oft länger, in Schottland bis zu 14 Stunden, und sehr häufig wird doppelte Zeit gearbeitet, so daß sämtliche Arbeiter 24, ja nicht selten 36 Stunden hintereinander unter der Erde und in Tätigkeit sind. Feste Stunden für Mahlzeiten sind meist unbekannt, so daß die Leute essen, wenn sie Hunger und Zeit haben.
...
Die Kinder und jungen Leute, welche mit dem Schleppen der Kohlen und des Eisensteins beschäftigt sind, klagen allgemein über große Müdigkeit. Selbst in den am rücksichtslosesten betriebenen industriellen Etablissements finden wir eine so allgemeine und so sehr aufs äußerste getriebene Abspannung nicht. Der ganze Bericht liefert dazu auf jeder Seite eine Reihe von Beispielen. Es kommt jeden Augenblick vor, daß die Kinder, sowie sie nach Hause kommen, sich auf den steinernen Fußboden vor dem Herde werfen und sogleich einschlafen, daß sie keinen Bissen Nahrung mehr zu sich nehmen können und im Schlaf von den Eltern gewaschen und zu Bette gebracht werden müssen, ja daß sie unterwegs sich vor Müdigkeit hinwerfen und tief in der Nacht von ihren Eltern dort aufgesucht und schlafend gefunden werden.

Allgemein scheint es zu sein, daß diese Kinder den größten Teil des Sonntags im Bette zubringen, um sich einigermaßen von der Anstrengung der Woche zu erholen; Kirche und Schule werden nur von wenigen besucht, und bei diesen klagen die Lehrer über große Schläfrigkeit und Abstumpfung bei aller Lernbegierde. Bei den älteren Mädchen und Frauen findet dasselbe statt. Sie werden auf die brutalste Weise überarbeitet. - Diese Müdigkeit, die fast immer bis zu einem höchst schmerzhaften Grade gesteigert wird, verfehlt ihre Wirkungen auf die Konstitution nicht. Die nächste Folge einer solchen übermäßigen Anstrengung ist, daß alle Lebenskraft zur einseitigen Ausbildung der Muskeln verbraucht wird, so daß besonders die Muskeln der Arme und Beine, des Rückens, der Schultern und der Brust, die bei dem Schleppen und Schieben hauptsächlich in Tätigkeit gesetzt werden, eine außerordentlich üppige Entwicklung erhalten, während der ganze übrige Körper Mangel an Nahrung leidet und verkrüppelt.

Quelle:
Friedrich Engels (1844): Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und authentischen Quellen. - Geschrieben Mitte November 1844 bis Mitte März 1845 in Barmen
: Kapitel - Das Bergwerksproletariat

 


Heim eines Bergmannes 1867 von Simonin
Heim eines Bergmannes: Aus: "La Vie Souterraine Du Les Mines et les Mineures" (Paris 1867) - Foto in groß


Literatur und links: Liste der Literatur

Link:
Geschichte der Sozialdemokratischen Partei
http://www.dh-museum.com/lemo/html/kaiserreich/innenpolitik/spd2

● Engels, Friedrich (1844): Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und authentischen Quellen. - Geschrieben Mitte November 1844 bis Mitte März 1845 in Barmen.
● Lloyd, J.A. (1853):
The Mines of Copiapó. - Journal of Royal Geografical Society of London; vol 23 (1953), pp.196 - 212; Wiley, London. (Sammlung W. Griem)
PHILIPPI, RODULFO AMANDO (1860): Viage al Desierto de Atacama, hecho de orden del gobierno de Chile en el verano 1853-54.- 236 +6 p. 25 tablas; 7 perfiles  Halle Sajonia, Librería Eduardo Anton.
● SIMONIN, L. (1869): Underground life, Mines y Miners. - 522 páginas, Translated by H.W. Bristol; London; Chapman & Hall; 1869. (Sammlung W. Griem)

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Veröffentlicht: 5.2.2006, Aktualisierung: 27.2.2016, 13.5.2017, 14.7.2018, 8.12.2020
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