Bergbau virtuell
www.geovirtual2.clBergbau 1830 - 1920
W. Griem, 2020
Soziales Bewusstsein
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Abbildungen
Text
Politische Parteien
Gewerkschaften
Lohnstruktur
Lohnstruktur (Tabelle)
F. Engels Zitat
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Bergbaugeschichte Intro
Aus: PHILIPPI, RUDOLPH AMANDUS (1860)
Gefangene: Aus: "La Vie Souterraine Du Les Mines et les Mineures" (Paris 1867) - Foto groß
Bergbaugeschichte 1830 - 1920
Das soziale Bewusstsein zwischen 1830 und 1920
Politische
Parteien:
In Deutschland, Europa und Chile formieren sich zwischen 1850 und
1870 die ersten sozialistischen oder sozialdemokratischen Bewegungen,
die auf die zunehmende Bedeutung der sozialen Fragen in der Gesellschaft
antworten geben können. Insbesondere die demokratischen - liberalen
Grundsätze gewinnen in breiten Teilen der Bevölkerung an Sympathie.
Dies gilt nicht nur in den Schichten der Arbeiterklasse, auch in
besser gestellten Kreisen, vor allem im Bereich der Universitäten
gewinnt eine humanistische, sozial orientierte und liberale Einstellung
an Boden.
Die Gewerkschaften:
Die Gründungen der ersten Gewerkschaften hatte vielfältige Ursachen
und unterschiedliche Ziele: Sicherheit in dem Bergwerk, Akquisition
von adäquaten Werkzeugen, Herabsetzung der Wochenarbeitszeiten auf
ein erträgliches Niveau, Einführung einer Sozialversicherung, Anpassung
der Löhne und natürlich die generelle Verbesserung im Umgang Arbeiter
- Angestellter und Betriebsführer.
Die Löhne und Gehälter
Ein wichtiger Punkt waren natürlich die Löhne. Es konnten zur damaligen
Zeit sehr starke Gehaltsunterschiede in den verschiedenen Berufsgruppen
ausgemacht werden. Aber eine vielleicht noch wichtigere Angelegenheit
war die Form wie die Löhne gezahlt wurden. Wie
Paul Treutler beschreibt (HIER),
hatten einige Bergwerke eigene Verkaufsläden so genannte "Pulperias".
Diese Läden verkauften an die Arbeiter und Angestellten einige Waren
zu überhöhten Preisen und zogen die offene Rechnung gleich vom Lohn
ab. Da die Bergwerke in sehr abgelegenen Gebieten arbeiteten gab
es oft keine Alternative. In dieser Form konnten die Minenbesitzer
einerseits einen Gewinn durch den überteuerten Verkauf von Gütern
in der Mine verbuchen und andererseits hatten sie wesentlich geringere
Lohnkosten. In dieser Form wurden die Arbeiter auch an die Firma
gebunden, denn wenn jemand Schulden im werkseigenen Laden hatte,
durfte er nicht den Betrieb wechseln. Häufig jedoch mussten die
Beschäftigten mehr in der "Pulperia" ausgeben als sie
Lohn für einen Monat bekamen. Einige Jahre später wurde dieses "Pulperia-System"
noch verfeinert: In den Salpeterminen (Nordchile) Zahlten die Firmen
die Löhne teilweise nur in
Wertmarken aus, welche nur in dem Firmeneigenen Geschäft Gültigkeit
hatten.
Tabelle: Die Lohnstruktur in der Mine Descubridora im Silber-Distrikt von Chañarcillo in der chilenischen Atacama Wüste. (Lloyd, J.A. (1853): |
||||
Anz. | Tätigkeit | Kost. p.Pers. US$ | total in US$ | % des Verwalter |
1 | Verwalter | 300 | 300 | 100% |
1 | Buchhalter | 100 | 100 | 33,3% |
36 | Steiger | 20 - 50 | 1080 | 10% |
70 | Bergmänner | Engl. 45-50 | 1450 | 17% |
andere: 12-17 | 5% | |||
50 | Peones | 15 | 750 | 5% |
60 | Arbeiter | 12 | 700 | 4% |
3 | Schmied | 50 | 150 | 17 % |
2 | Tischler | 50 | 100 | 17% |
7 | Helfer | 13 | 90 | 4% |
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Lohntabelle aus der Mine Descubridora de Chañarcillo aus de Jahre 1853 nach Lloyd (1853): Wenn bei einer Normierung der Verwalter auf 100% gesetzt wird ist leicht zu erkennen das zu dieser Zeit die Löhne sehr unterschiedlich waren: Bergmänner haben teilweise nur 5% von Lohn des Verwalters bekommen (Ein heutiger vergleich wäre in etwa Verwalter 6000 Euro - Bergmann 300 Euro. (Siehe Descubridora Mine)
Arbeitsrecht und Kinderarbeit:
Leider war es in fast allen historischen Bergwerken üblich
Kinder in den harten Arbeitsablauf mit einzuplanen. So
schilderte schon Friedrich Engels die Situation in englischen
Bergwerken:
"In den Kohlen- und Eisenbergwerken, die ungefähr auf
gleiche Weise ausgebeutet werden, arbeiten Kinder von 4, 5, 7
Jahren; die meisten sind indes über 8 Jahre alt. Sie werden
gebraucht, um das losgebrochene Material von der Bruchstelle
nach dem Pferdeweg oder dem Hauptschacht zu transportieren und
um die Zugtüren, welche die verschiedenen Abteilungen des
Bergwerks trennen, bei der Passage von Arbeitern und Material zu
öffnen und wieder zu schließen. Zur Beaufsichtigung dieser Türen
werden meist die kleinsten Kinder gebraucht, die auf diese Weise
12 Stunden täglich im Dunkeln einsam in einem engen, meist
feuchten Gange sitzen müssen, ohne selbst auch nur so viel
Arbeit zu haben, als nötig wäre, sie vor der verdummenden,
vertierenden Langeweile des Nichtstuns zu schützen.
Der Transport der Kohlen und des Eisensteins dagegen ist eine
sehr harte Arbeit, da dies Material in ziemlich großen Kufen
ohne Räder über den holprigen Boden der Stollen fortgeschleift
werden muß, oft über feuchten Lehm oder durch Wasser, oft steile
Abhänge hinauf, und durch Gänge, die zuweilen so eng sind, daß
die Arbeiter auf Händen und Füßen kriechen müssen. Zu dieser
anstrengenden Arbeit werden daher ältere Kinder und
heranwachsende Mädchen genommen. Je nach den Umständen kommt
entweder ein Arbeiter auf die Kufe oder zwei jüngere, von denen
einer zieht und der andere schiebt. Das Loshauen, das von
erwachsenen Männern oder starken jungen Burschen von 16 Jahren
und drüber geschieht, ist ebenfalls eine sehr ermüdende Arbeit.
- Die gewöhnliche Arbeitszeit ist 11 bis 12 Stunden, oft länger,
in Schottland bis zu 14 Stunden, und sehr häufig wird doppelte
Zeit gearbeitet, so daß sämtliche Arbeiter 24, ja nicht selten
36 Stunden hintereinander unter der Erde und in Tätigkeit sind.
Feste Stunden für Mahlzeiten sind meist unbekannt, so daß die
Leute essen, wenn sie Hunger und Zeit haben.
...
Die Kinder und jungen Leute, welche mit dem Schleppen der Kohlen
und des Eisensteins beschäftigt sind, klagen allgemein über
große Müdigkeit. Selbst in den am rücksichtslosesten betriebenen
industriellen Etablissements finden wir eine so allgemeine und
so sehr aufs äußerste getriebene Abspannung nicht. Der ganze
Bericht liefert dazu auf jeder Seite eine Reihe von Beispielen.
Es kommt jeden Augenblick vor, daß die Kinder, sowie sie nach
Hause kommen, sich auf den steinernen Fußboden vor dem Herde
werfen und sogleich einschlafen, daß sie keinen Bissen Nahrung
mehr zu sich nehmen können und im Schlaf von den Eltern
gewaschen und zu Bette gebracht werden müssen, ja daß sie
unterwegs sich vor Müdigkeit hinwerfen und tief in der Nacht von
ihren Eltern dort aufgesucht und schlafend gefunden werden.
Allgemein scheint es zu sein, daß diese Kinder den größten Teil
des Sonntags im Bette zubringen, um sich einigermaßen von der
Anstrengung der Woche zu erholen; Kirche und Schule werden nur
von wenigen besucht, und bei diesen klagen die Lehrer über große
Schläfrigkeit und Abstumpfung bei aller Lernbegierde. Bei den
älteren Mädchen und Frauen findet dasselbe statt. Sie werden auf
die brutalste Weise überarbeitet. - Diese Müdigkeit, die fast
immer bis zu einem höchst schmerzhaften Grade gesteigert wird,
verfehlt ihre Wirkungen auf die Konstitution nicht. Die nächste
Folge einer solchen übermäßigen Anstrengung ist, daß alle
Lebenskraft zur einseitigen Ausbildung der Muskeln verbraucht
wird, so daß besonders die Muskeln der Arme und Beine, des
Rückens, der Schultern und der Brust, die bei dem Schleppen und
Schieben hauptsächlich in Tätigkeit gesetzt werden, eine
außerordentlich üppige Entwicklung erhalten, während der ganze
übrige Körper Mangel an Nahrung leidet und verkrüppelt.
Quelle:
Friedrich Engels (1844): Die Lage der arbeitenden Klasse in
England. Nach eigner Anschauung und authentischen Quellen. -
Geschrieben Mitte November 1844 bis Mitte März 1845 in Barmen:
Kapitel - Das Bergwerksproletariat
Heim eines Bergmannes: Aus: "La Vie Souterraine Du Les Mines et les
Mineures" (Paris 1867) - Foto in groß
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● Engels, Friedrich (1844): Die
Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und
authentischen Quellen. - Geschrieben Mitte November 1844 bis Mitte März
1845 in Barmen.
● Lloyd, J.A. (1853): The Mines of
Copiapó. - Journal of Royal Geografical Society of London; vol 23 (1953),
pp.196 - 212; Wiley, London. (Sammlung W. Griem)
●
PHILIPPI, RODULFO AMANDO (1860):
Viage al Desierto de Atacama, hecho de orden del gobierno de Chile en el
verano 1853-54.- 236 +6 p. 25 tablas; 7 perfiles Halle Sajonia, Librería
Eduardo Anton.
● SIMONIN, L. (1869): Underground
life, Mines y Miners. - 522 páginas, Translated by H.W. Bristol; London;
Chapman & Hall; 1869. (Sammlung W. Griem)
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