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Geschichte der Eisenbahnen in der Atacama Wüste, Chile

Die Chañaral Eisenbahn: KUNZ 1890

Eisenbahnen in Atacama

W. Griem, 2005 - 2021

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Text
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Siehe Bibliographie und Texte von Hugo Kunz 

Anmerkungen:
*1) Soll wahrscheinlich heißen: 1067 mm

Chañaral  Bahn, historischer Text - Kunz

español | deutsch

Originaltext  in Deutsch von Hugo Kunz (1890):
Seite 421 - 422


Die Chañaral Bahn:
Text, original in deutsch:
Wie alle Bahnanlagen des chilenischen Nordens, ist auch die Entstehung der Chañaralbahn, die in einer Direkten Linie 35,8 Kilometer lang den Minensistrict Salado mit dem Hafen von Chañaral verbindet, auf private Initiative zurückzuführen. Die Hauptlinie verzweigt sich 8 Kilometer von Chañaral 20 Kilometer weit bis zum Minendistrict Las Animas und 7 Kleineren Zweiglinien, zusammen 9.45 Kilometer lang, verbinden die Minen "Placeres, Despreciada, Elena, Progreso, Fronton, Fortuna, und Poderosa mit der Hauptlinie so dass der Gesammt-Schienenweg der Bahn eine Länge von 65,25 Kilometer bei einer Spurweite von 1.967*1) = 3´6" engl. misst.
Die Steigungen betragen in der Hauptlinie bis 4% in de Zweiglinien bis 6%, die Curven bis 100 Meter Radius. In der Hauptlinie ist die Bahn mit Stahlschienen im Gewicht von 38 Pfd.eng. per Yard, in den Zweiglinien mit Eisenschienen auf Schwellen aus Cipré-Alece, Mañin und Roble-  Holz montiert. Die Schwellen variieren zwischen 1.70 X 0.18 x 0,09 Meter und 1,95 x 0,20m x 0,06 Meter.

Die Bahn wurde im Jahre 1869 erbaut. das zu dem Zweck aufgenommene Actienkapital belief sich auf 1.200.000$. Indess wurde die Bahn von Anfang an ohne Nutzen betrieben. Im Jahre 1875 ging dieselbe für den Kaufpreis von 150.000$ Gold in den besitz des Herrn Augustin Edwards über. Aber selbst auf dieses geringe Capital brachte die Bahn keinen Nutzen, was zur Zeit der niedrigen Kupferpreise, zu Ende des Jahres 1883, zur gänzlichen Betriebseinstellung führte.
Nach Fünfjährigem Betriebsstillstand verkaufte Herr Edwards die Bahn zum Abbruch, d.h. das Schienenmaterial und bewegliche Inventar an Herrn José Bunster, resp. an die Letzteren vertretenen Collipulli Bahn Compagnie.
Das Departement Chañaral erblickte in dem definitiven Abbruche der bei damaligen schlechten Kupferpreisen allerdings fast nutzlosen, bei einem Aufschwunge der Industrie aber unentbehrlichen Bahn für sich ein großes Unglück, und suchte man in interessierten Kreisen durch eine angeregt lebhafte Agitation dahin zu wirken, dass die Bahn vor Abbruch vom Staate aufgekauft werde und so dem Departement erhalten bliebe.
Die Regierung zeigte sich gegenüber diesem nicht ungerechtem Verlangen entgegenkommend. Herr Edwards war zu jener Zeit Finanzminister, und vieleicht durch ihnen beeinflusst, liess der Käufer des Bahninventars, Herr Bunster, sich ebenfalls bewegen, sein Kaufobject wieder an den Fiscus abzutreten. Die angeknüpften Unterhandlungen wurden aber durch die hier zu Lande gebräuchliche Taktik der parlamentarischen Opposition brüsk unterbrochen. Grundsätzlich allen Regierungsdispositionen misstrauisch gegenüberstehend, unliebsam von allem berührt, was das Gouvernement Popularität eintragen könne, versessen auf ihr Recht der Fiscalisation und immer eifrig nach tadelnswerthen Motiven bei jeder Regierungshandlung suchend [. . ]. als ein vom Minister Edwards in eigennütziger Absicht [...] eingeleitet. [...]
Man delegierte zwei Taxatoren, Herrn R. Budge zur Vertretung der Regierungsinteressen, sowie den Ingenieur J. Lyon zur Vertretung der Interessen der Collipulli Bahn Compagnie. [...]
Deren Übernahme erfolgte Anfangs November 1888 und gleichzeitig die Ernennung des Herrn Enrique Kaempffer zum Administrator der Bahn. Der Betrieb wurde am 20. Januar eröffnet, jedoch verstrich die Zeit bis Ende des Jahres, ehe die nothdürftigen Reconstrucionen der Bahn, sowie die Reorganisation der Verwaltung den rationellen Betrieb gestattete.
Während der ersten Verwaltungsperiode wurden die grössten Arbeiten unternommen, die je in den kleinen Eisenbahnwerkstätten von Chañaral zur Ausführung gelangt sind. Unter anderem vermochte man die Reconstruction einer seit bereits 10 Jahren außer Betrieb gestellten alten Lokomotive, die in ihren demontierten Zustande nur noch den Rahmen, die Zylinder und die Räder zeigte, glücklich zu Stande zu bringen. Der Kessel, Federn und andere Theile der Maschine, die nicht fertig am Platze, zeitmangels wegen aber nicht von Europäischen Fabriken bezogen werden konnten, mussten ohne aussnahme in den Bahnwerkstätten selbst hergestellt werden.  Die neu Montierte Locomotive "Las Animas" ist heute die einzige, mit deren Arbeitskraft die Reichthümer aus dem Wüstendepartement von Chañaral zur Küste befördert werden.
Abgesehen von zwei anderen alten Locomotiven, die in den selben Bahnwerkstätten bis Anfang 1890 fertig montirt sein werden, hat die Bahnverwaltung die Liefereung zweier Englischen Locomotiven nach Europa in Auftrag gegeben, die bies mitte März 1890 hier erwartete werden. Mit so completirtem Betriebsmaterial (5 Locomotiven) wird der heute, in Anbetracht der denkbar ungünstigen Lage der hiesigen Montanindustrie, auf das äusserste Maass beschränkte Bahnbetrieb bis Mitte nächsten Jahres im vollem Umfange aufgenommen werden können.    
Augenblicklich ist die Bahnverwaltung vollauf beschäftigt, um im laufendem jahre noch den Umbau der wasserdestillations-Maschinen unter Anwendung eines neuen Condensationsverfahrens durch kalte Luftströme ach dem patent von Féderico Bogen und Enrique Kaempffer zu stande zu bringen, um so de Stadt mit einer besseren Qualität destilirten Trinwassers zu versehen. Zu diesem Zweck soll auf einem 21 Fuss hohen Podium ein 30 Fuss über dem Meeresspiegel befindliches Hochreservoir aufgestellt werden, das 20 t Wasser enthalten wird. [...]
Der zur Bahn gehörige Malecon (Ladungs und Landungsbrücke) der sich 103 Meter an einem Hügel entlangzieht, befindet sich augenblicklich in einem sehr schlechtem Zustand und wird im Jahre 1890 einer gründlichen Reconstruction unterzogen werden. Eine andere, bedeutend kleinere Landungsbrücke gehört der Compañia Minera de Chañaral, deren Erwerbung die Regierung ins Auge gefasst hat, um so den Verkehr der Eisenbahn zu steigern. 

Bahnhof von Chañaral in der Atacama Wüste
Der Bahnhof von Chañaral in der Atacama Wüste, Chile


 

Der Originaltext wurde digitalisiert, ASCII umgewandelt, editiert, gekürzt  und teilweise der aktuellen Rechtschreibung angepasst - physikalische Einheiten wurden umgeformt von  Dr. Wolfgang Griem.


Literatur - Liste / Büchersammlung Atacama:
Kunz, Hugo (1890): Chile und die deutschen Kolonien. - 634 Seiten: Commisonsverlag Julius Klinkhard, Leipzig (Sammlung W. Griem)

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Publiziert: 20. 7.2007; Aktualisiert: 26.1.2016, 9.2.2017, 21.7.2018, 13.02.2021
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