Historische Arbeiten
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Carl Friedrich Naumann (1864):
Geognosie.
Naumann definiert einige Begriffe die in der Lagerstättenkunde und
Bergbau wichtig sind. Vor allem Salband, Gang Stock und Lager.
Auch erwähnt er die Mächtigkeit eines Ganges, das Hangende und Liegende
in einem nicht senkrechtem Gang.
Es sollte noch erwähnt werden, dass im deutschen mit dem Wort "Gang"
sowohl ein magmatischer Gang oder ein Hydrothermal-Gang, also
Mineralgang bezeichnet wird. In vielen anderen sprachen gibt es
verschiedene Bergriffe, z.B. in spanischen "Dique" (magmatischer Gang)
und "veta" (Hydrothermaler Gang).
siehe Groddeck - Definition Lager, Stock und Gang.
Originaltext in Deutsch,
Naumann (1850):
p. 914-918
§. 239. Lagerartige und gangartige Gebirgsglieder.
Auf einige der
vorher betrachteten Unterschiede der Junktur und Lagerung gründet sich
eine sehr wichtige Einteilung der untergeordneten Gebirgsglieder, welche
auch auf manche kleinere vorherrschende Gebirgsglieder angewendet werden
kann. Es ist natürlich, dass die Verhältnisse der untergeordneten
Gebirgsglieder zunächst von ihren Beziehungen zu denen sie umgebenden
oder einschließenden vorherrschenden Gebirgsgliedern abhängen werden.
Sie unterscheiden sich von ihnen jedenfalls durch die abweichende
Beschaffenheit ihres Materials, stehen aber zu denselben entweder in
normalen oder in abnormen Verbandverhältnissen; hiernach, sowie nach der
Verschiedenheit ihrer Lagerung unterscheidet man sie als lager-artige
und gangartige Gebirgsglieder.
Ein lagerartiges Gebirgsglied ist ein
solches, welches durch normale Junktur und regelmäßige Zwischenlagerung
(bisweilen auch nur einseitig durch Auf- oder Unterlagerung) mit dem
dasselbe einschließen- den (unterteufenden oder überlagernden)
Gebirgsgliede verbunden ist.
Die lagerartigen Gebirgsglieder sind also
einem vorherrschenden Gebirgsgliede regelmäßig eingelagert oder
wenigstens angelagert, und stimmen in ihrer Parallelstruktur und
Schichtung mit demselben überein; was Alles darauf hindeutet, dass sie
in stetiger und regelmäßiger Folge inmitten (bisweilen auch zu Anfang
oder zu Ende) desselben Bildungsprozesses zur Entwickelung gelangt sind,
durch welchen das vorwaltende Gebirgsglied entstanden ist, zu dem sie in
solcher Beziehung stehen. Das Hangende und das Liegende eines
lagerartigen Gebirgsgliedes wird bald von einem und demselben Gesteine,
bald von zweierlei verschiedenen Gesteinen gebildet, in welchem
letzteren Falle dasselbe als ein Zwischenlager auftritt.
Nach ihrer Form
und Ausdehnung erscheinen die verschiedenen lagerartigen Gebirgsglieder
entweder als Lager und Flöze, oder als Lagerstöcke.
Lager (cottches)
sind lagerartige Gebirgsglieder, welche in ihrer allgemeinen Ausdehnung
als mehr oder weniger regelmäßige Parallel-massen (S.496) ausgebildet
sind. Sie stellen daher förmliche Schichten dar, welche sich nur durch
ihr eigentümliches Material von denen sie einschließenden Schichten
unterscheiden, außerdem aber gerade so verhalten, wie jede andere
Schicht desjenigen Schichtensystemes, von welchem sie selbst als
integrierende Teile zu betrachten sind. Auch können sie sich sehr weit
verbreiten, und selbst in ununterbrochener Ausdehnung durch das ganze
Verbreitungsgebiet desjenigen Schichtensystemes fortsetzen, welchem sie
angehören.
Es ist dies die regelmäßigste Form, in welcher die
lagerartigen Gebirgsglieder überhaupt vorkommen, weshalb denn auch der
allgemeine Name für diese Abtheilung von ihnen entlehnt wurde. Weit
fortsetzende Lager, welche aus einem technisch nutzbaren Materiale
bestehen, und einem ganz entschieden sedimentären Schichtensysteme
angehören, pflegt der deutsche Bergmann auch Flöze zu nennen, ohne es
jedoch mit dieser Unterscheidung sehr genau zu nehmen. Am häufigsten
braucht man den Ausdruck Flöz von Steinkohlenlagern, welche gewöhnlich
Steinkohlenflöze genannt werden. Nachstehender Holzschnitt zeigt bei a
und b die Verhältnisse eigentlicher Lager.
Lagerstöcke oder liegende
Stöcke (amas) sind lagerartige Gebirgsglieder, welche in der Form von
Stöcken (S. 904) ausgebildet sind. Sie unterscheiden sich also von den
eigentlichen Lagern durch ihre geringere Ausdehnung nach Länge und
Breite, und durch ihre, wenigstens in der mittleren Region,
verhältnismäßig große Mächtigkeit, während sie in ihren übrigen
Verhältnissen mit ihnen überein- stimmen.
Gewöhnlich haben die
Lagerstöcke eine lenticulare oder ellipsoidische, oder auch, wenn sie
nur in ihrer einen Hälfte entblößt sind, eine keilförmige Gestalt,
etwa so wie es der vorstehende Holzschnitt bei c und d zeigt. Sie keilen
sich nach allen Richtungen bald aus, und haben, selbst bei bedeutender
Mächtigkeit, keine große Ausdehnung in der Richtung ihres Streichens und
Fallens.
Ein gangartiges Gebirgsglied ist ein solches, welches durch
abnorme Junktur und durchgreifende Lagerung mit denen dasselbe
einschließenden Gebirgsgliedern verbunden ist.
Die gangartigen
Gebirgsglieder durchsetzen also die angrenzenden Gebirgsglieder, und
zeigen, wenn sie mit Parallelstructur, oder auch mit einer der
Schichtung analogen lagen weisen Gliederung versehen sind, eine
Abweichung derselben von der Struktur und Schichtung des Nebengesteins.
Gewöhnlich setzen sie in einem und demselben vorherrschenden
Gebirgsgliede auf, welches von ihnen mit durchgreifender Lagerung
durchschnitten und in der Stetigkeit seiner Ausdehnung unterbrochen
wird. Bisweilen finden sie sich aber auch auf der Grenze zweier
verschiedener Gebirgsglieder, zwischen welchen sie wie eine
eingeschobene fremdartige Masse auftreten.
Nach ihrer Form und
Ausdehnung unterscheidet man die gangartigen Gebirgsglieder besonders
als Gänge und Gangstöcke.
Gänge (Filons) sind gangartige Gebirgsglieder,
welche in ihrer allgemeinen Ausdehnung eine mehr oder weniger
regelmäßige Parallelmasse darstellen. Ihre ganze Erscheinungsweise
spricht dafür, dass sie gar nichts Anderes als Ausfüllungen von Spalten
sind, welche durch gewaltsame Bewegungen der äußeren Erdkruste
entstanden. Wie nun die Form solcher Spalten bald regelmäßig bald
unregelmäßig sein kann, so ist es auch die Form der Gänge; und während
daher einige als ganz ebenflächig ausgedehnte Parallelmassen erscheinen,
so sind andere mit mancherlei Unregelmäßigkeiten behaftet, indem ihre
beiden Grenzflächen zwar im Allgemeinen parallel, aber nicht mehr eben,
sondern verschiedenen Biegungen und Undulationen unterworfen sind, und
bald näher an, bald weiter voneinander rücken.
Der nachstehende
Holzschnitt [siehe oben] zeigt bei a und b die Profile solcher Gänge, um den
verschiedenen Verlauf ihrer Grenzflächen zu veranschaulichen. Man nennt
diese Grenzflächen die Salbänder des Ganges, den Abstand derselben seine
Mächtigkeit, das Gestein, in welchem ein Gang aufsetzt, sein
Nebengestein, und unterscheidet solches nach seiner Lage als das
Hangende und das Liegende, wenn nämlich der Gang nicht Vertikal ist. Die
Lage der Gänge wird aber, gerade so wie die Lage der Schichten, durch
das Streichen und Fallen bestimmt (S. 503).
Manche Gänge setzen auf
größere Strecken regelmäßig zwischen den Schichten des Nebengesteines
fort, und erscheinen dann völlig wie Lager (Fig. n in vorstehendem
Holzschnitte); man hat sie Lagergänge (filons- couches) genannt.
Indessen ist diese Erscheinung doch nur lokal, da ein jeder Lagergang in
seinem weiteren Verlaufe die Schichten des Nebengesteins irgendwo
durchschneidet. Gänge, welche auf der Grenze zweier verschiedener
Gebirgsglieder aufsetzen, werden oft Kontaktgänge genannt.
Abbildung Seite 915
Gangstöcke
oder stehende Stöcke nennt man diejenigen gangartigen Gebirgsglieder,
welche in ihrer allgemeinen Ausdehnung die Form eines Stockes besitzen,
während ihnen außerdem die wesentlichen Eigenschaften der Gänge zukommen
(Fig. c und d in vorstehendem Holzschnitte). Sie haben bald keilförmige,
bald ganz unregelmäßige Gestalten, und ragen nicht selten als Bergkuppen
und Felsen zu Tage aus.
Eine sehr wichtige Unterscheidung der
lagerartigen und gangartigen untergeordneten Gebirgsglieder ist
diejenige, welche sich auf die Beschaffenheit ihres Materiales gründet.
Dieses Material ist nämlich entweder ein wirkliches Gestein, wie es auch
außerdem in großen und weit verbreiteten Ablagerungen vorzukommen
pflegt; oder dasselbe ist ein Mineral-Aggregat von eigentümlicher
Beschaffenheit, wie es n u r in untergeordneten Gebirgsgliedern bekannt
ist. Hiernach unterscheidet man besonders die Lager und Gänge als
Gesteinslager und Minerallager, als Gesteinsgänge und Mineralgänge, und
macht auch nötigenfalls denselben Unterschied für die Stöcke geltend.
Die Minerallager und Mineralgänge zeigen eine äußerst verschiedenartige
Zusammensetzung; einige bestehen nur aus einer Mineralspezies, während
andere von mehren, und noch andere von sehr vielen Mineralspezies
gebildet werden. Unter ihnen gewähren nun aber besonders diejenigen ein
großes theoretisches und praktisches Interesse, auf welchen die
metallischen Mineralien oder die Erze, wie sie der Bergmann nennt, in
bedeutenderen Quantitäten einbrechen. Man pflegt solche daher unter den
Namen der Erzlager und Erzgänge von den übrigen Minerallagern und
Mineralgängen abzusondern, und unter dem Namen der Erzlagerstätten
zusammenzufassen.
Diese Erzlagerstätten, so wie auch manche der anderen
Mineral- Lagerstätten, unterscheiden sich nun in vielen ihrer
Eigenschaften und Verhältnisse so wesentlich von allen übrigen
Gebirgsgliedern, dass ihre Betrachtung einem besonderen Abschnitte
vorbehalten bleiben muss. Dagegen lassen sich die Gesteinslager und
Gesteinsgänge, wenigstens teilweise, schon bei der Betrachtung der
vorherrschenden Gebirgsglieder berücksichtigen, mit welcher wir uns
zunächst beschäftigen werden. Weil jedoch die geschichteten
Gebirgsglieder in der Regel ganz andere Struktur- und
Lagerungs-Verhältnisse zeigen, als die massigen Gebirgsglieder, so
müssen auch solche nacheinander betrachtet werden.
Ausschnitt aus dem Buch Geognosie von Carl Friedrich Naumann (1850):
Naumann, Carl Friedrich ( 1850): Lehrbuch der
Geognosie. - Band 1; 1000
Seiten, 306 Abbildungen, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig
Naumann, Carl Friedrich ( 1850): Lehrbuch der
Geognosie. - Band 2; 1222 Seiten, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig.
[Sammlung W. Griem]
Die Abbildungen wurden mit einem HP
Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo
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Die Texte wurden mit einer Pentax
Kr-3 II digitalisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur
OCR vorbereitet. Frakturschriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in
ASCII umgewandelt; "normale" Schriftarten mit ABBYY Fine Reader Version
14.
Die Texte wurden den heutigen Rechtschreibregeln teilweise angepasst, es
wurden erläuternde und orientierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).
Geschichte der Geowissenschaften
Allgemeine Geologie
Lagerstättenkunde
Allgemeine Lagerstätten Bildung:
Text: Einführung in die Lagerstättenkunde (Groddeck, 1879)
Bildung der Gänge, Tektonik und Beschreibungen:
Formation (Petzholdt, 1840)
Geometrie Gang (Hartmann, 1843)
●
Text: Gänge, Lager (Naumann, 1850)
Bildung von Gängen (Beche, 1852)
Geometrie, Salband (Roßmäßler)
Gangkreuzung (Vogt 1866)
Gangfüllung, dicht (2); Lottner & Serlo, 1873
Gangfüllung Brekzie (3): Lottner & Serlo, 1873
Symmetrie Gang
(Lottner & Serlo 1873)
Gangkreuzungen (Lottner 1873)
Gangkreuzungen (Groddeck, 1879)
Gang Au Limonit (Groddeck, 1879)
Lagerstätten und Wasser (Credner, 1891)
Art und Bildung; Gänge (Credner, 1891)
Struktur von Gängen (Credner, 1891)
Tektonik an Gängen (Credner, 1891)
Gangfüllung (Treptow, 1900)
Mächtigkeitsunterschiede (Treptow, 1907)
Irreguläre Gänge (Treptow, 1900)
Biografien
der Autoren
Carl Friedrich Naumann (1864)
Veröffentlichungen über die Bildung von hydrothermalen Gängen
Bildung der Gänge (Petzholdt, 1840)
Bildung der Gänge (Beche, 1852)
Bildung der Lagerstätten durch Wasser (Credner, 1891)
Bildung und Vorkommen von Gängen (Credner, 1891)
Allgemeine Geologie
Gänge
Stock, Lakkolito, Gang
Lagerstättenkunde
Gangförmige Lagerstätten
Virtuelles Museum:
Geologie
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Hydrothermale Breccien
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Epidot
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