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Geschichte der Geowissenschaften

Carl Friedrich Naumann: Hypabyssale, Lager und Gänge

Historische Arbeiten

W. Griem 2007 - 2020

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Salbanda y hipabisales de Naumann, 1850
 

Carl Friedrich Naumann (1864)Geognosie.
Naumann definiert einige Begriffe die in der Lagerstättenkunde und Bergbau wichtig sind. Vor allem Salband, Gang Stock und Lager.
Auch erwähnt er die Mächtigkeit eines Ganges, das Hangende und Liegende in einem nicht senkrechtem Gang.
Es sollte noch erwähnt werden, dass im deutschen mit dem Wort "Gang" sowohl ein magmatischer Gang oder ein Hydrothermal-Gang, also Mineralgang bezeichnet wird. In vielen anderen sprachen gibt es verschiedene Bergriffe, z.B. in spanischen "Dique" (magmatischer Gang) und "veta" (Hydrothermaler Gang).

siehe Groddeck - Definition Lager, Stock und Gang.

Originaltext in Deutsch, Naumann (1850):
p. 914-918

§. 239. Lagerartige und gangartige Gebirgsglieder.

Auf einige der vorher betrachteten Unterschiede der Junktur und Lagerung gründet sich eine sehr wichtige Einteilung der untergeordneten Gebirgsglieder, welche auch auf manche kleinere vorherrschende Gebirgsglieder angewendet werden kann. Es ist natürlich, dass die Verhältnisse der untergeordneten Gebirgsglieder zunächst von ihren Beziehungen zu denen sie umgebenden oder einschließenden vorherrschenden Gebirgsgliedern abhängen werden. Sie unterscheiden sich von ihnen jedenfalls durch die abweichende Beschaffenheit ihres Materials, stehen aber zu denselben entweder in normalen oder in abnormen Verbandverhältnissen; hiernach, sowie nach der Verschiedenheit ihrer Lagerung unterscheidet man sie als lager-artige und gangartige Gebirgsglieder.

Ein lagerartiges Gebirgsglied ist ein solches, welches durch normale Junktur und regelmäßige Zwischenlagerung (bisweilen auch nur einseitig durch Auf- oder Unterlagerung) mit dem dasselbe einschließen- den (unterteufenden oder überlagernden) Gebirgsgliede verbunden ist.

Die lagerartigen Gebirgsglieder sind also einem vorherrschenden Gebirgsgliede regelmäßig eingelagert oder wenigstens angelagert, und stimmen in ihrer Parallelstruktur und Schichtung mit demselben überein; was Alles darauf hindeutet, dass sie in stetiger und regelmäßiger Folge inmitten (bisweilen auch zu Anfang oder zu Ende) desselben Bildungsprozesses zur Entwickelung gelangt sind, durch welchen das vorwaltende Gebirgsglied entstanden ist, zu dem sie in solcher Beziehung stehen. Das Hangende und das Liegende eines lagerartigen Gebirgsgliedes wird bald von einem und demselben Gesteine, bald von zweierlei verschiedenen Gesteinen gebildet, in welchem letzteren Falle dasselbe als ein Zwischenlager auftritt.

Nach ihrer Form und Ausdehnung erscheinen die verschiedenen lagerartigen Gebirgsglieder entweder als Lager und Flöze, oder als Lagerstöcke.

Lager (cottches) sind lagerartige Gebirgsglieder, welche in ihrer allgemeinen Ausdehnung als mehr oder weniger regelmäßige Parallel-massen (S.496) ausgebildet sind. Sie stellen daher förmliche Schichten dar, welche sich nur durch ihr eigentümliches Material von denen sie einschließenden Schichten unterscheiden, außerdem aber gerade so verhalten, wie jede andere Schicht desjenigen Schichtensystemes, von welchem sie selbst als integrierende Teile zu betrachten sind. Auch können sie sich sehr weit verbreiten, und selbst in ununterbrochener Ausdehnung durch das ganze Verbreitungsgebiet desjenigen Schichtensystemes fortsetzen, welchem sie angehören.

Es ist dies die regelmäßigste Form, in welcher die lagerartigen Gebirgsglieder überhaupt vorkommen, weshalb denn auch der allgemeine Name für diese Abtheilung von ihnen entlehnt wurde. Weit fortsetzende Lager, welche aus einem technisch nutzbaren Materiale bestehen, und einem ganz entschieden sedimentären Schichtensysteme angehören, pflegt der deutsche Bergmann auch Flöze zu nennen, ohne es jedoch mit dieser Unterscheidung sehr genau zu nehmen. Am häufigsten braucht man den Ausdruck Flöz von Steinkohlenlagern, welche gewöhnlich Steinkohlenflöze genannt werden. Nachstehender Holzschnitt zeigt bei a und b die Verhältnisse eigentlicher Lager.

Lagerstöcke oder liegende Stöcke (amas) sind lagerartige Gebirgsglieder, welche in der Form von Stöcken (S. 904) ausgebildet sind. Sie unterscheiden sich also von den eigentlichen Lagern durch ihre geringere Ausdehnung nach Länge und Breite, und durch ihre, wenigstens in der mittleren Region, verhältnismäßig große Mächtigkeit, während sie in ihren übrigen Verhältnissen mit ihnen überein- stimmen.

Gewöhnlich haben die Lagerstöcke eine lenticulare oder ellipsoidische, oder auch, wenn sie nur in ihrer einen Hälfte entblößt sind, eine keilförmige Gestalt, etwa so wie es der vorstehende Holzschnitt bei c und d zeigt. Sie keilen sich nach allen Richtungen bald aus, und haben, selbst bei bedeutender Mächtigkeit, keine große Ausdehnung in der Richtung ihres Streichens und Fallens.

Ein gangartiges Gebirgsglied ist ein solches, welches durch abnorme Junktur und durchgreifende Lagerung mit denen dasselbe einschließenden Gebirgsgliedern verbunden ist.

Die gangartigen Gebirgsglieder durchsetzen also die angrenzenden Gebirgsglieder, und zeigen, wenn sie mit Parallelstructur, oder auch mit einer der Schichtung analogen lagen weisen Gliederung versehen sind, eine Abweichung derselben von der Struktur und Schichtung des Nebengesteins. Gewöhnlich setzen sie in einem und demselben vorherrschenden Gebirgsgliede auf, welches von ihnen mit durchgreifender Lagerung durchschnitten und in der Stetigkeit seiner Ausdehnung unterbrochen wird. Bisweilen finden sie sich aber auch auf der Grenze zweier verschiedener Gebirgsglieder, zwischen welchen sie wie eine eingeschobene fremdartige Masse auftreten.

Nach ihrer Form und Ausdehnung unterscheidet man die gangartigen Gebirgsglieder besonders als Gänge und Gangstöcke.

Gänge (Filons) sind gangartige Gebirgsglieder, welche in ihrer allgemeinen Ausdehnung eine mehr oder weniger regelmäßige Parallelmasse darstellen. Ihre ganze Erscheinungsweise spricht dafür, dass sie gar nichts Anderes als Ausfüllungen von Spalten sind, welche durch gewaltsame Bewegungen der äußeren Erdkruste entstanden. Wie nun die Form solcher Spalten bald regelmäßig bald unregelmäßig sein kann, so ist es auch die Form der Gänge; und während daher einige als ganz ebenflächig ausgedehnte Parallelmassen erscheinen, so sind andere mit mancherlei Unregelmäßigkeiten behaftet, indem ihre beiden Grenzflächen zwar im Allgemeinen parallel, aber nicht mehr eben, sondern verschiedenen Biegungen und Undulationen unterworfen sind, und bald näher an, bald weiter voneinander rücken.

Der nachstehende Holzschnitt [siehe oben] zeigt bei a und b die Profile solcher Gänge, um den verschiedenen Verlauf ihrer Grenzflächen zu veranschaulichen. Man nennt diese Grenzflächen die Salbänder des Ganges, den Abstand derselben seine Mächtigkeit, das Gestein, in welchem ein Gang aufsetzt, sein Nebengestein, und unterscheidet solches nach seiner Lage als das Hangende und das Liegende, wenn nämlich der Gang nicht Vertikal ist. Die Lage der Gänge wird aber, gerade so wie die Lage der Schichten, durch das Streichen und Fallen bestimmt (S. 503).

Manche Gänge setzen auf größere Strecken regelmäßig zwischen den Schichten des Nebengesteines fort, und erscheinen dann völlig wie Lager (Fig. n in vorstehendem Holzschnitte); man hat sie Lagergänge (filons- couches) genannt. Indessen ist diese Erscheinung doch nur lokal, da ein jeder Lagergang in seinem weiteren Verlaufe die Schichten des Nebengesteins irgendwo durchschneidet. Gänge, welche auf der Grenze zweier verschiedener Gebirgsglieder aufsetzen, werden oft Kontaktgänge genannt.

Lager, Gang und Stock
Abbildung Seite 915

Gangstöcke oder stehende Stöcke nennt man diejenigen gangartigen Gebirgsglieder, welche in ihrer allgemeinen Ausdehnung die Form eines Stockes besitzen, während ihnen außerdem die wesentlichen Eigenschaften der Gänge zukommen (Fig. c und d in vorstehendem Holzschnitte). Sie haben bald keilförmige, bald ganz unregelmäßige Gestalten, und ragen nicht selten als Bergkuppen und Felsen zu Tage aus.

Eine sehr wichtige Unterscheidung der lagerartigen und gangartigen untergeordneten Gebirgsglieder ist diejenige, welche sich auf die Beschaffenheit ihres Materiales gründet. Dieses Material ist nämlich entweder ein wirkliches Gestein, wie es auch außerdem in großen und weit verbreiteten Ablagerungen vorzukommen pflegt; oder dasselbe ist ein Mineral-Aggregat von eigentümlicher Beschaffenheit, wie es n u r in untergeordneten Gebirgsgliedern bekannt ist. Hiernach unterscheidet man besonders die Lager und Gänge als Gesteinslager und Minerallager, als Gesteinsgänge und Mineralgänge, und macht auch nötigenfalls denselben Unterschied für die Stöcke geltend.

Die Minerallager und Mineralgänge zeigen eine äußerst verschiedenartige Zusammensetzung; einige bestehen nur aus einer Mineralspezies, während andere von mehren, und noch andere von sehr vielen Mineralspezies gebildet werden. Unter ihnen gewähren nun aber besonders diejenigen ein großes theoretisches und praktisches Interesse, auf welchen die metallischen Mineralien oder die Erze, wie sie der Bergmann nennt, in bedeutenderen Quantitäten einbrechen. Man pflegt solche daher unter den Namen der Erzlager und Erzgänge von den übrigen Minerallagern und Mineralgängen abzusondern, und unter dem Namen der Erzlagerstätten zusammenzufassen.

Diese Erzlagerstätten, so wie auch manche der anderen Mineral- Lagerstätten, unterscheiden sich nun in vielen ihrer Eigenschaften und Verhältnisse so wesentlich von allen übrigen Gebirgsgliedern, dass ihre Betrachtung einem besonderen Abschnitte vorbehalten bleiben muss. Dagegen lassen sich die Gesteinslager und Gesteinsgänge, wenigstens teilweise, schon bei der Betrachtung der vorherrschenden Gebirgsglieder berücksichtigen, mit welcher wir uns zunächst beschäftigen werden. Weil jedoch die geschichteten Gebirgsglieder in der Regel ganz andere Struktur- und Lagerungs-Verhältnisse zeigen, als die massigen Gebirgsglieder, so müssen auch solche nacheinander betrachtet werden.

Ausschnitt aus dem Buch Geognosie von Carl Friedrich Naumann (1850):

Naumann, Carl Friedrich ( 1850): Lehrbuch der Geognosie. - Band 1; 1000 Seiten, 306 Abbildungen, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig
Naumann, Carl Friedrich ( 1850): Lehrbuch der Geognosie. - Band 2; 1222 Seiten, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig.
[Sammlung W. Griem]

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Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teil­weise ange­passt, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen ein­gefügt (W. Griem, 2020).


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Publiziert: 4.8.2019 / Aktualisiert: 4.8.2019, 18.10.2020
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